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Tierfotos im Stuttgarter Schlossgarten |
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Thea wurde von einem Greifvogel angegriffen
Die Attacke
Thea machte eine Kur im Dampf des Mineralbads
Thea schlief alleine in einer kleinen Kastanie
Thea ist verschwunden
Thilo zeigte uns wo Thea ist
Mit Thea geht's aufwärts!
5. Februar - Die Attacke
(8°, bedeckt)
Ich hatte schlecht geträumt und geschlafen. Als ich gegen 07.05 Uhr in der Eisenbahnstraße mit der Zählung anfing, hatte ich immer noch einen schweren Kopf.
Vielleicht hatte ich geahnt, was heute passieren wird!? Die Luft war nicht mehr so kalt. Die Amsel flötete fröhlich.
Nach der Zählung fuhr ich mit der Straßenbahn zu den Mineralbädern.
Trotz schlechten Wetters hörte ich sofort Amazonen rufen aus dem Rosensteinpark. Es war gegen 08.20 Uhr.
Die Rufe kamen mindestens aus drei Richtungen. Es gab wahrscheinlich ein Paar in Toms Revier, eins im Pythagorasbaum und ein drittes in der Platane hinter dem Rosengarten.
Das dritte Paar interessierte mich besonders, da ich dort ein paar Mal Thea nach der Freilassung beobachtet hatte.
Unterwegs zum Schloss sah ich auf der großen Wiese viele Rabenkrähen, die am Boden etwas fraßen.
Hier werden sie selten von Menschen gefüttert. Ich näherte mich, um zu gucken was sie pickten. Es war ein toter Hase, der noch gerade erkennbar war. Schrecklich!
Interessanterweise berichtete mir später ein Freund, dass er vor 2 Wochen am Bad Berg Rabenkrähen beobachtet hatte, die versuchten einen Hasen zu umzingeln! Puh!
Ich machte trotzdem ein paar Fotos.
Inzwischen wurden die Amazonenrufe leider etwas weniger.
Als ich mich Richtung Rosengarten beeilte, sah ich hoch am Himmel zwei Paare Richtung Osten/Leuze wegfliegen. Oh nein, ich war zu spät!
Um sie im Flug zu fotografieren, waren sie schon zu hoch. Ich hob trotzdem meine Kamera hoch, als plötzlich ein großer brauner Schatten direkt hinter der Amazone,
die außen rechts flog, erschien. Ein Greifvogel !? Der Papagei schrie in Panik. Ich sah, dass der Greifvogel schon in Greifweite war.
Oh nein, das kann nicht wahr sein!!!!
Es ist das dritte Mal, dass ich so etwas sah. Das erste Mal war in Costa Rica.
Ein Doppelzahnweih griff einen Schwarm Blutohrpapageien an, die die Bananen am Futterplatz im Garten unserer Unterkunft fraßen, und verfolgte einen in die Luft.
Das zweite Mal war am Daimlerplatz. Ein Vogel, der nach einem Sperber aussah, verfolgte in voller Geschwindigkeit eine Amazone, die ich irgendwie für Püppi hielt.
Bei beiden Angriffen war ich verzweifelt zu sehen, dass die Papageien keine besonders schnellen Flieger sind.
Beides Mal verschwanden die Vögel aus meiner Sicht und ich konnte nicht das Ende sehen.
Aber ich konnte Püppi seitdem nie wieder sehen.
Heute wieder verlor ich beide Vogel-Schatten hinter dem Gebüsch am Rand des Rosensteinparks.
Gleich hinterher erschien ein Schwarm Krähen, die beiden folgten. Es wurde zu einem großen schwarzen Vogelgewühl, das weiter durch Stauden Richtung Nordosten schnell flog.
Die Krähen verjagten den Greifvogel. Aus dem Gewühl flog eine Amazone schreiend raus. Sie kreiste alleine über dem Rosengarten und
landete in der Krone der Platane dahinter.
Ich wollte wissen wer das war, aber ging zunächst zum Rand des Berges, um zu schauen, ob es etwas zu finden gab.
Ich suchte schnell das Gelände ab. Nichts.
Ich peilte die Amazone, die in der Platane rief, an und erkannte sofort Thilo!
Nein!!!
Wo ist dann Thea!?
Der Greifvogel wurde Gott sei Dank von den Krähen weggejagt.
Es ist sicher nichts passiert, dachte ich, denn am Boden sah ich nichts mehr, keine Leiche...
Ich wartete, dass die zweite Amazone heil und mutig wieder erschien. Auch Thilo rief. Vergeblich...
Eine Rabenkrähe, die zurück kam, landete neben ihm und versuchte diesmal ihn zu vertreiben. Thilo wehrte sich, wechselte den Baum und rief weiter.
Es war herzzerreißend.
Thilo wurde von einer Rabenkrähe gehetzt
Ein Spaziergänger hielt am Fuß der Platane, zeigte eine Erdnuss zwischen seinem Zeigefinger und Mittelfinger und pfiff, um ihn anzulocken.
Oh Gott, Thilo hat gerade ganz andere Sorgen! Ich wollte mich selbst überzeugen, dass nichts passiert war.
Aber Thilos Verhalten zeigte deutlich, dass er Thea vermisste.
Ich lief wieder bis zur Kante des Berges und rief laut „Thea, Thea!“. Ich war fast am heulen.
Es wurde gegen 09.15 Uhr. Ein Amazonenpaar flog hoch am Himmel absolut stumm Richtung Fellbach weg.
Ich entschloss mich doch einmal den steilen Berg hinunter zu gehen und das Gelände gründlich zu inspizieren.
Der Boden war extrem rutschig. Mehrmals wäre ich beinah gestürzt.
Als ich etwa in der Mitte des Hangs ankam, sah ich tief zwischen den Stauden etwas gelbes, das nach einer Plastiktüte aussah.
Ich schaute den Fleck durch mein Objektiv und erschrak.
Sie sah in meinem Objektiv riesig aus die Thea!
So nah am Boden, hatte ich noch nie eine Amazone sitzen gesehen.
Sie starrte bewegungslos geradeaus ins Leere. Es war deutlich zu sehen, dass sie voll unter Schock stand.
Über mir kreiste wieder Thilo und rief. Thea reagierte kein bisschen.
Ich näherte mich ihr ganz langsam. „Thea, ist alles in Ordnung? Du kennst mich doch Thea?“, sprach ich zu ihr.
Sie blieb wie eine Statue bewegungslos. Ich saß mich ca. 5 m hinter ihr und schickte zunächst eine SMS an Bianca und Johanne.
Ich stieg auf den Schotterweg, der neben den Gleisen entlang läuft, ab und fotografierte Thea von vorne.
Sie sah weiter nicht so aus, dass sie sich von mir gestört fühlte.
Sie schüttelte mehrmals den Kopf. Auf den Fotos bemerkte ich, dass die linke Seite des Bauchs blutete.
Ich erinnerte mich, dass Johanne mir erzählte, wie ihr Kollege im Kurpark einen Bussard gesehen hatte, der eine tote Amazone rupfte.
Vielleicht wegen dieses Bildes, dachte ich, dass es sich heute wieder um einen Bussard handelte.
Auch vielleicht weil der Greifvogel nicht so rasant flog wie der Sperber am Daimlerplatz.
Später wurde es mir doch klar, dass es ein junger Habicht war. Die Jagdstrategie war von einem Habicht.
Der Habicht bleibt versteckt in einem Baum und wartet, dass ein angreifbares Beutetier am Himmel oder am Boden (Entenvögel sowie kleine Säugetiere) erscheint.
Um einen fliegenden Vogel anzugreifen, startet er plötzlich aus seinem Versteck und streckt im letzten Moment vor der Kollision mit dem Opfer seine Fänge nach vorne.
Der Angriff auf Thea war offensichtlich auch so gelaufen. Der angegriffene Vogel seinerseits benutzt in einem solchen Fall eine besondere Strategie. Anstatt zu versuchen
schnell weiter zu fliegen,
ändert er plötzlich seine Flugbahn indem er sich einfach fallen lässt. Der Habicht kann nicht auf eine solche plötzliche Änderung der Geschwindigkeit sowie Flugroute reagieren.
Theas Absturz zum Boden war also solch eine bewusste Handlung. Nur hatte sie das Pech, dass im letzten Moment sie der Beutegreifer noch leicht getroffen hat.
Ich informierte darüber Bianca, die trotz Arbeit sich entschloss zu kommen.
Gegen 09.30 Uhr war schon Bianca da. Sie brachte einen Karton und zwei Decken.
Gegen 10.10 Uhr kam wieder Thilo und rief. Thea reagierte nicht. Wir informierten weiter Wolfgang Burkart, der auch sofort sich auf den Weg machte.
Etwa eine Viertelstunde später kam er mit einem Kescher.
Als wir zu dritt über unser weiteres Vorgehen diskutierten und anfingen uns am Hang zu bewegen, wurde Thea sofort unruhig.
Sie krabbelte an den Zweigen höher. Wolfgang und Bianca waren den Berg bis zum Weg abgestiegen.
Wolfgang näherte sich Thea mit dem Kescher in der Hand mit großen Schritten und versuchte sie ohne zu zögern mit dem Kescher einzufangen.
Thea war schneller. Ich hatte sogar den Eindruck, dass sie Wolfgang und den Kescher sofort erkannt hatte.
Ihr Flug war zwar schwer aber sie flog bei mir vorbei und landete ca. 3 m hoch in einem ca. 50 m entfernten dünnen Baum.
Thea auf der Flucht von Wolfgang
Wolfgang versuchte nochmals von unten, aber der Kescher war zu kurz.
Endlich flog Thea ca. 200 m weiter ganz hoch in einen Baum.
Wir trösteten uns, dass es ein gutes Zeichen war, dass Thea fliegen konnte.
Beruhigt waren wir aber überhaupt nicht. Jeder fuhr bedrückt nach Hause zurück.
Später schrieb Bianca mir, dass Wolfgang mit Dr.Britsch gesprochen hatte.
Dr. Britsch meinte, dass die Verletzung von Thea sich wahrscheinlich schnell wieder geben wird aber, dass Thea sich vermutlich einige Tage zurückziehen wird,
bevor sie sich wieder normal verhält.
Bianca furh abends nochmals in den Rosensteinpark. Sie konnte Thea nicht mehr finden, wo sie saß.
Am Schlafplatz fand sie Thilo in seinem Schlafbaum allein.
6. Februar - Thea machte eine Kur im Dampf des Mineralbads
(6°, wolkig)
Wir waren noch alle unter Schock wegen Theas Unglück. Bianca konnte sie gestern Abend nicht am Schlafplatz finden.
Ich kam gegen 07.03 Uhr in Bad Cannstatt an und war noch dazu entsetzt zu sehen, dass der Steg zur Haltestelle Wilhelmsplatz voller Müll war.
Obwohl der Osthimmel schon sich rosa färbte, hörte ich immer noch lauten Lärm einer Disco und die Gäste brüllen.
Die Amazonen hatten sich einen sehr unangenehmen Schlafplatz ausgesucht!
Mit Bianca zusammen zählten wir insgesamt 56 Amazonen auf den Schlafplätzen. Thea war nicht dabei.
Pepe und Lola in ihrem Schlafbaum
Ich überlegte, wo Thea mit der neuen Verletzung ein sicheres Versteck gefunden haben könnte.
Dann hatte ich mich erinnert, dass nach der Freilassung sie oft in der Umgebung vom Bad Leuze auftauchte.
Das Leuze Bad liegt direkt gegenüber dem Angriffsort. Während Bianca mit ihrem Auto zum Park fuhr, nahm ich die Straßenbahn bis zur Mercedes-Straße.
Ich wurde sofort fündig! Thea saß in der Platane direkt neben der König-Karl-Brücke am Bad Leuze!
Als ich von ihr die ersten Fotos machte, war ich entsetzt, dass das Bild plötzlich ganz weiß geworden war.
Ich dachte, dass ich in den Sucher geatmet hatte.
Nein, es war Mineralwasserdampf, der aus den Schornsteinen raus kam!
Thea machte sozusagen ein „Dampfbad“! Sie sah viel besser aus als gestern.
Sie hatte sich wieder gefasst. Sie schüttelte sich und putzte sich lange und gründlich.
Schnell wollte ich eine SMS an Bianca, die weiter gefahren war, schicken aber meine Finger zitterten so stark,
dass ich mehrmals falsche Tasten drückte. Bald kam Bianca. Glücklich beobachteten wir zusammen Thea, die ihre angegriffene Seite besonders intensiv mit ihrem Schnabel pflegte.
Aus Richtung Rosensteinmuseum hörten wir Amazonen rufen.
Thea reagierte nicht. Bald sahen wir Amazonen über dem Neckar Richtung Nordosten fliegen.
Es waren zwei Pärchen. Ein Pärchen kam kurz in unsere Richtung, so dass wir kurz dachten, dass es Thilo war.
Nein, es waren zwei andere Vögel, die Richtung Osten weiterflogen.
Später erfuhr ich von einem Freund, dass er an diesem Tag zwischen 08.40 und 09.10 Uhr eine „junge“ Amazone mit wenig gelber Farbe im Gesicht im Park gehört und gesehen hatte.
Er schrieb mir, dass diese Amazone „hoch auf einem Baum saß und immer wieder lautstark auf sich aufmerksam machte.“
„Zwischendrin turnte sie herum oder flatterte auf einen anderen Ast.
Dabei brabbelte sie vor sich hin. Es sah so aus, als ob sie auf Antwort von anderen Amazonen wartete.
Aber keine anderen Amazonen antworteten. Schließlich flog sie nach Cannstatt…“
Das war sicher Thilo, der seine Thea suchte!
Am Bad Leuze wollte Thea gar nicht wegfliegen oder rufen.
Sie krabbelte nur ab und zu, um einen besseren Platz zu finden und verschwand immer wieder in einer warmen Dampfwolke.
Langsam wurde die Sonne kräftiger. Thea genoss sie offensichtlich.
Bald wollte Bianca wieder losfahren, um andere Amazonen auf ihrem Futterplatz zu suchen.
Ich meinerseits wollte sehen, wann Thea ihren Weg zum Frühstück machen wird.
Sie sah aber gar nicht eilig aus. Langsam wurde es mir zu kalt.
Die Dampfwolken waren für mich nicht kräftig genug!
Außerdem wollte ich nicht zwei Tage hintereinander Manfred ohne frische Bio-Brötchen lassen, die ich immer auf meinem Heimweg kaufe!
So brach ich gegen 09.50 Uhr ab.
Nachmittags um 16.48 Uhr nahm ich wieder die S-Bahn in Esslingen.
Da ich am Wilhelmsplatz noch keine Amazone hörte, fuhr ich mit der Straßenbahn wieder zur Mercedes Straße.
Wieder wurde ich fündig! Eine Amazone rief im Abendlicht aus der Platane hinter dem Badebecken, die leider zu weit war, um sie genau zu beobachten.
Trotzdem konnte ich auf dem Monitor meiner Kamera Thea erkennen.
Sie war wahrscheinlich den ganzen Tag hier geblieben.
Auch aus Richtung Rosenstein Museum riefen Amazonen.
Als ich versuchte mich der Platane zu nähern, war Thea in einen weiteren Baum geflogen, die am Neckarufer steht.
Sie saß total offen in der Krone und rief kräftig. Sie sah schön erholt aus.
Gegen 17.20 Uhr flog sie weiter rufend über den Neckar Richtung Bad Cannstatt weg.
Also will sie auf dem gemeinsamen Schlafplatz schlafen!
Schnell überquerte ich die König-Karl-Straße und nahm die nächste Bahn.
Ich stieg an der Haltestelle Daimlerplatz aus. Es war 17.25 Uhr.
In der Daimlerstraße waren schon ca. 10 Amazonen, darunter Karl und Karla, die miteinander laut kommunizierten.
Ich lief suchend durch die Waiblinger Straße.
Ich freute mich, als ich in der Krone der Platane an der Haltestelle Wilhelmsplatz vier oder fünf Amazonen fand.
Das ist ein Baum, wo nicht nur Kirke und Gregorius sondern auch Thea und Thilo gerne sitzen.
Tatsächlich erkannte ich Kirke, Gregorius und Thilo.
Ich schaute durch mein Objektiv die zwei anderen Amazonen. Ich war enttäuscht. Keine Thea…!
Es war ein „schwer zu bestimmendes“ Paar. Ich suchte überall. Keine Thea.
Gegen 17.50 Uhr waren die Amazonen schon in Schlafstimmung.
Ich hatte in alle Ecken geguckt aber konnte Thea nicht finden. Sie ist doch hierhin geflogen. Wo ist sie geblieben?
7. Februar - Thea schlief alleine in einer kleinen Kastanie
(6°, wolkig)
Gegen 07.00 Uhr kam ich in Bad Cannstatt an.
Sofort fand ich Kirke und Gregorius, die wie gestern Abend in der Nähe der Haltestelle schliefen.
Ich traf Bianca, Wolfgang und eine Freundin Uli. Wir verglichen unsere Zählung. Es waren 60, aber später zu Hause bemerkte ich, dass ich ein „Schwarzköpfchen“, bzw. eine Rabenkrähe, mitgezählt hatte.
Also 59.
"Saphir und Ravenna" wurden von Johanne getauft
Außergewöhnlich war eine Amazone, die ganz alleine in einer kleinen Kastanie am Daimlerplatz, wo normalerweise keine Amazone schläft, saß.
Ich machte ein Bild von ihr. Überraschung!!! Es war Thea!!!
Und wo bleibt Thilo??? Als wir uns ihr näherten, flog sie in einen Innenhof weg.
Wir lachten, dass Thea sicher Wolfgang, den Mann mit dem Kescher, erkannt hatte und nichts wie weg war.
Es war vielleicht wirklich so. Im Innenhof saß sie in einem Nussbaum.
Bald landete eine weitere Amazone im gleichen Baum. „Thilo!“, dachten wir.
Wir wurden schnell enttäuscht. Der Vogel verjagte Thea. Eine dritte Amazone, die sein Partner war, kam hinzu.
Es waren Ferdinand und Céline. Die verjagte Thea verschwand Richtung Osten in den hinteren Hof.
Vielleicht hatte sie sich in der Fichte, die dort steht, versteckt. Wir konnten sie nicht mehr finden.
8. Februar - Thea ist verschwunden...
Nach der Ankunft gegen 07.00 Uhr in Bad Cannstatt kaufte ich zunächst die nächste Monatskarte am Schalter und erschreckte mich,
wie der Himmel sich während dieser kurzen Zeit deutlich aufgehellt hatte. Am Wilhelmsplatz fand ich keinen Papagei.
Es war gegen 07.20 Uhr und der Himmel wurde zügig hell. Gleich fingen die Amazonen auf ihren Schlafplätzen an zu singen.
Eine flog weg. Ich versuchte die Amazonen zu identifizieren und vor allem Thea zu finden. Sie war nirgendwo.
Ich vermisste auch Kirke und Gregorius. Penelope und Odysseus hatten heute ausnahmsweise in einer Kastanie neben Gustavs Schlafbaum geschlafen.
Nun wollte ich in den Park fahren. Vielleicht werden wir dort Thea finden…
Als ich vor der Ampel am Wilhelmsplatz stand, stiegen in die Luft drei Amazonen hoch, kreisten über dem Platz und landeten in der Krone einer Platane auf dem Platz.
Es waren Kirke, Gregorius und Thilo. Wo waren sie bisher? Es sah so aus, als ob sie aus Richtung Eisenbahnstraße kämen.
Dort hatte ich aber ziemlich genau untersucht und nichts gefunden. Die drei saßen sehr lang in der Platane und riefen.
Thea erschien nicht.
Ich nahm die nächste Straßenbahn und fuhr zum Bad Leuze. Auch Bianca kam hinzu. Wir suchten alle Bäume ab. Keine Thea, keinen Ruf.
Wir fuhren dann Richtung Sommerrain und fanden Kirke, Gregorius und Thilo beim Fressen in einer Eibe in einem Vorgarten.
Thea war nicht dabei...
Thilo war ohne Thea unterwegs...
Kirke
10. Februar - Thilo zeigte uns, wo Thea ist!
Da wir immer noch Thea vermissen, ging ich heute Morgen bei der Zählung bis zum Neckarufer und prüfte gründlich jede Platane dort. Nichts.
Zwei Tage lang hatte sich Thea nicht blicken lassen. An der Haltestelle war auch nichts.
Ich fand heute Penelope und Odysseus wieder in ihrer gewohnten Platane und in ihrer Nähe Karl und Karla.
Und was sah ich!? Karla „rupfte“ tatsächlich die Federn von Karl! Einmal am Hals und einmal am Bauch!
Karl zuckte und flüchtete ein paar Schritte auf dem Zweig.
Aber statt zu schimpfen, ging er wieder zu Karla und fing an liebevoll sie zu kraulen! Papageien-Liebe scheint keine Grenze zu kennen!
Karl und Karla
Da ich unbedingt Thea finden wollte ging ich jetzt in einen Innenhof, wo sie oft geschlafen hatte, statt weiter zu zählen.
Bianca kam dazu.
Heute wieder starteten die Amazonen schon sehr früh. Eine Gruppe kam in den Innenhof angeflogen.
Ein Pärchen landete in einem Silberahorn. Keine Thea. Ich bemerkte dann, dass ein Hybridvogel in der Krone der Buche im Garten dahinter saß und laut rief.
Ich machte ein Foto. Thilo!!!
Thilo
Gegenüber der Buche stehen zwei große Lebensbäume. Und aus den dichten Nadeln kamen tatsächlich leise Antworten!
Sind dies Antworten auf Thilos Rufe?
Wir regten uns auf. Ein Pärchen flog aus dem Lebensbaum weg.
Ich war kurz enttäuscht. Aber Thilo war noch da und rief weiter, und die Antworten waren immer noch zu hören!
Langsam waren alle anderen Amazonen weiter Richtung Nordosten geflogen.
Gegen 07.55 Uhr war nur noch Thilo in der Buche. Die Stimme im Lebensbaum wurde zwar leiser aber war immer noch deutlich zu hören.
Wir machten uns Hoffnung. Gerade kam eine Bewohnerin des Hauses raus. Wir sprachen sie an und baten um die Erlaubnis in ihren Hintergarten eintreten zu dürfen,
um den Lebensbaum besser beobachten zu können.
Gegen 08.03 Uhr flog Thilo Richtung Westen/Wilhelmsplatz weg. Aus dem Lebensbaum kam keiner raus.
Ich dachte, dass Thilo jetzt in den Park flog und verabschiedete mich, um ihm zu folgen. Bianca wollte weiter den Lebensbaum beobachten.
Als ich an der Haltestelle stand, schrieb sie mir, dass Thilo wieder zurückgekommen war.
Auch ich kehrte in den Innenhof zurück. Diesmal saß Thilo in einer weiteren Buche und rief.
Ganz leise hörten wir ab und zu im Lebensbaum etwas murmeln. „Sie“ ist noch da…!
Gegen 08.25 Uhr flog Thilo diesmal Richtung Nordosten weg aber kam nach fünf Minuten wieder zurück.
Er saß jetzt wieder in der Buche direkt gegenüber dem Lebensbaum.
Es war um 08.45 Uhr. Plötzlich stürzte Thilo in die Mitte des dichten Nadelbaums und scheuchte Thea aus ihrem Versteck heraus!
Es war eine großartige Aktion.
Endlich erschien Thea, die auch mit bloßen Augen deutlich erkennbar war, und landete in einer kleineren Buche im Nachbargarten.
Wir schrieen vor Freude! „Thilo hast Du das toll gemacht!“
Endlich Thea!
Thilo
Thilo saß höher im gleichen Baum und lud Thea ein weiter mitzufliegen. Thea wollte gar nicht.
Als Thilo es verstand, flog er endgültig allein nach Osten weg. Thea blieb im Innenhof und fing an sich zu putzen.
Dabei bemerkte Bianca, dass sie ihren verletzten Flügel hängen ließ und zitterte.
Nach der großen Freude, wurden nun wieder unsere Sorgen größer…
Gegen 09.00 Uhr fing Thea an den Zweig hoch zu krabbeln und flog in den vorderen Hof weg.
Wir verloren sie zunächst aus den Augen aber fanden sie kurze Zeit später im Silberahorn wieder.
Bianca fuhr weiter nach Osten, ich meinerseits blieb noch ein bisschen bei Thea, aber sie saß einfach apathisch und ruhte sich aus.
Ein bisschen beruhigt fuhr ich nach Hause zurück.
11. Februar - Mit Thea geht's aufwärts!
Wir waren extrem schockiert. Bianca hatte ein kurzes Video von Thea, die mit ihrem Flügel zitterte, Wolfgang gezeigt.
Wolfgang fragte sofort weiter Dr. Britsch von der Vogelpraxis in Karlsruhe.
Dr. Britsch schätzte, dass Thea offensichtlich infiziert sei und in den nächsten Tagen geschwächt sich am Boden aufhalten könnte. Oh nein, schrecklich!!!
Gegen 06.55 Uhr war ich in Bad Cannstatt angekommen und fing an mit der Zählung.
Ich ging anschließend wieder bis zum Neckarufer und prüfte die Platanen dort. Nichts.
Zurück in die Innenstadt fand ich in einer Platane Kirke und Gregorius, die noch tief schliefen. Ich fand weiter Mimi und Rodolfo, Karl und Karla,
Willi und Maja, Saphir und Ravenna, Loris und Loretta, usw. aber keine Thea. Sie war wieder verschwunden.
Hockt sie vielleicht schon geschwächt in einer Hecke?
Gegen 07.25 Uhr stiegen schreiend sechs Amazonen in die Luft. Sie verschwanden Richtung Osten.
Ich traf Bianca. Wir seufzten tief. Was machen wir mit Thea?
Wir gingen in den Innenhof, wo sie gestern war, und untersuchten alle Ecken und Gebüsche, wo Thea sich verstecken könnte.
Wir sprachen einen Bewohner an und baten ihn aufzupassen, ob eine verletzte Amazone eventuell am Boden auftauchen würde.
Dann kam die Bewohnerin, in deren Hintergarten die zwei Lebensbäume stehen, wo gestern Thea sich versteckt hatte.
Sie ließ uns wieder in den Garten rein. Wir suchten wieder gründlich in allen Ecken und versuchten im dichten Laub der Bäume Theas Schatten zu finden. Alles vergeblich.
Ich glaube, dass halb neun vorbei war, als wir uns entschlossen die anderen Amazonen an ihrem Futterplatz zu suchen.
Da die Eiben im Sommerrain langsam leer wurden, wollten wir nachschauen ob die in der Gegend "Im Geiger" noch Früchte tragen und fuhren hin.
Dort wurden wir gleich fündig.
Karl und Karla, die mit bloßen Augen erkennbar sind, flogen ziemlich tief über uns.
Bald sah ich noch ein weiteres Paar, das aus der anderen Richtung kam.
Ich ging hin. Jetzt erschien mir der Himmel wie bei einem Flughafen. Von allen Richtungen kamen Amazonen, die in einem großen Haselnussbaum landeten,
der auf dem mittleren Grasstreifen einer Nebenstraße stand. In den Bäumen saßen nun mindestens 21 Amazonen!
Ich erkannte Penelope, Odysseus, Thelma, Mario, Floria, Ferdinand, Céline, Julius, Julietta sowie Quetzi und Coatl.
Viele Jungtiere waren auch dabei.
Die meisten dösten, während die Jungen tobten und an den Zweigen knabberten.
Begeistert machten wir Fotos.
Eine jüngere Amazone saß außergewöhnlich tief im Baum.
Bald verstanden wir den Grund. Als wir ein bisschen uns zurück hielten und standen auf der andere Seite der Fahrbahn, kam sie plötzlich zum Boden.
Sie will Erde fressen, dachten wir. Eine Amazone nach der anderen folgten ihr.
Wir blieben sprachlos. Bald waren mehr als zehn Vögel am Boden und pickten keine Erde sondern fraßen Nüsse, die zahlreich unter dem Baum lagen.
Gemütlich fraßen sie ca. eine Viertelstunde lang die Nüsse am Boden und flogen wieder auf die Baüme zurück.
Manche landeten direkt über uns.
Gegen 09.30 Uhr musste Bianca sich verabschieden. Lustigerweise fingen auch die Amazonen einer nach der anderen an wegzufliegen.
Plötzlich bemerkte ich, dass mein Rücken total leicht war.
Mein Rucksack lag noch im Biancas Auto.
Schnell lief ich zum Auto zurück, holte meinen Rucksack und kam wieder zum Baumhasel zurück.
Leider war der ganze Schwarm schon Richtung Osten weg bis auf zwei, die noch in der Krone saßen. Ich machte ein Foto.
Einer war ein junger Hybridvogel. Und der andere? Obwohl sie zwischen den Zweigen halb versteckt war, erkannte ich sofort ihre Silhouette.
Ich konnte es kaum glauben und machte noch weitere Fotos um sicher zu sein.
Thea!!!
Wir glaubten, dass sie halbtot im Lebensbaum saß. Sie ist bis hier hingeflogen und saß schön aufrecht in einem Baum!
Schnell schickte ich eine SMS an Bianca. Thilo sah ein bisschen nervös aus. Mehrmals nahm er Abflughaltung ein.
Thilo
Um 09.45 Uhr flogen sie ein Stück weiter weg und landeten in einer kahlen Buche.
Beim Fliegen sah Thea schön fit aus! Sie saßen ca. 5 Minuten lang dort.
Als Bianca gerade zurück kam, sagten sie „Tschüß!“ und flogen mit kräftigem Flügelschlag Richtung Norden weg.
Unglaublich, unsere Thea! Wir weinten fast vor Freude.
Thea am 29. Dezember 2016 im Rosensteinpark. Ihr Schnabel ist fast komplett nachgewachsen. Ganz gesund und energisch imponierte sie mit ihrem
Partner Thilo gegen das neue junge Nachbarpaar Cherubino und Céline... Viel Glück Thea und Thilo!
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Geschichte von Thea, dem Amazonen-Weibchen
Die Stuttgarter Amazonen
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