Tierfotos im Stuttgarter Schlossgarten
 
Geschichte von Thea, dem Amazonen-Weibchen


Ich kenne Thea seit März 2011, hier Thea im Frühling 2013


Eine verletzte Amazone
Thea in der Praxis
Thea wird ins Tierheim gebracht
Thea fliegt!
Ich besuchte Thea im Tierheim
Besuche bei Thea mit Dieter
Besuche bei Thea mit Dieter (2)
Theas Freilassung im Rosensteinpark
Ich fand Thea wieder !
Thea in Bad Cannstatt
Thea in Bad Cannstatt (2)
Thea rief wieder
Guten Morgen Thea!
Thea in ihrem alten Revier
Auf den Schlafplätzen
Thea und Thilo kuschelten
Thea im Bad Leuze
Die Amazonen an Silvester
Nach der Knallerei waren die Amazonen unter schock



26. August - Eine verletzte Amazone

Sonnig, 15°.

Gestern kam in der Zeitung eine schreckliche Nachricht. In Bad Cannstatt soll eine verletzte Amazone gefunden worden sein. Sofort hatte Dieter Hoppe mit der Polizei vor Ort sowie dem Tierheim, wo die Amazone untergebracht wurde, Kontakt aufgenommen und bekam nähere Auskunft. Wir vermuteten, dass es sich um ein gerade flügge gewordenes ungeschicktes Junges handeln könnte. Doch im Gegensatz zu unserer Vermutung, soll der verletzte Vogel viel gelbe Farbe am Kopf und einen hellen Schnabel haben. Also geht es um eine erwachsene Gelbkopfamazone. Hoffentlich kein Elternteil, der Nachwuchs hat, dachten wir. Penelope, Mamagei oder Gustav sind zum Beispiel reine Gelbkopfamazonen mit Kindern.
Der Vogel blutete am Schnabel und konnte nicht fliegen, „er plumpst wohl von der Stange wie ein Stein“ , hieß es.
Dieter bot mir an heute morgen mit ihm zusammen im Tierheim die verletzte Amazone zu besuchen.




Ich fuhr zunächst mit meinem Mann Manfred in den Park um die letzte Bruthöhle, in der sich noch Junge befinden, zu überprüfen. Dabei schaute ich ängstlich ob alle von mir bekannten Amazonen da sind... Ich begegnete Thea und Gregorius, Karl und Karla, die alle erwachsene Gelbkopfamazonen sind.


Ein großer Schwarm Nilgänse flog am Himmel. Ihre Zahl ist jetzt beeindruckend !

Die zwei Jungen in der letzten aktiven Bruthöhle guckten heute wieder neugierig heraus, aber trauten sich nicht auszufliegen.


Gegen 10.00 Uhr holte Dieter mich am Parkeingang ab und wir fuhren ins Tierheim nach Botnang. Da ich mir schon das schlimmste vorgestellt hatte und befürchtete ein halbtotes Tier zu sehen, war ich eher erleichtert, als ich die Amazone aufrecht sitzend in der Voliere sah.



Der Vogel hatte zwar viel gelb am Kopf aber nicht durchgehend bis zum Nacken. So konnte ich Penelope, Mamagei oder Gustav mit großer Erleichterung ausschließen. Sie haben alle jetzt Junge um die sie sich viel kümmern müssen. Der Vogel in der Voliere besaß eine komische Krallenformation, so dass die Identifizierung nicht schwer sein sollte. Ich dachte als Kandidat an Saphir, Quetzi, Pepe und Bella, die alle einen grün gefleckten gelben Kopf sowie verwachsene Krallen haben. Quetzi wurde ausgeschlossen wegen der Krallen, die bei ihm nicht so extrem verwachsen sind. Dann schloss ich Saphir aus, dessen Kopfmuster für mich anders aussah. Ich tendierte zu Pepe. Er hat Gott sei Dank keinen Nachwuchs... Aber eine Partnerin "Lola", die sich jetzt allein fühlen sollte...
Meine Identifizierung blieb bei Pepe. Der arme... dachten wir.

Das war doppelt falsch !

Erst am nächsten Tag stellte ich im Park fest, dass Thea verschwunden war. In ihrem Revier entdeckte ich ein fremdes Paar. Ich hatte sie doch noch gestern gesehen... oder nicht?
Genauer gesagt hatte ich nur ein Gelbkopfamazonen-Paar in Theas Brutrevier gesehen und in der Eile automatisch gedacht, dass es wohl Thea und Gregorius sein müsste. Ein Revier einer Amazone ist wie eine Wohnung eines Menschen. Nur der Besitzer darf frei eintreten. Deswegen gibt es so viele Grenzkonflikte im Park. Schnell prüfte ich die Fotos, die ich gemachte hatte.


Oh Schreck !

Theas Partner Gregorius war mit einem anderen Weibchen zusammen! Und zwar mit Kirke, eine heftige Rivalin von Thea ! Über Kirke (und Stuttgart 21) kann ich auch viel erzählen, aber das werde ich ein anderes Mal tun.

Es wurde mir plötzlich alles klar. Die verletzte Amazone war Thea ! Ich hatte sie von Anfang an ausgeschlossen, weil ich gedachte hatte, dass sie noch im Park war...
Und schon zwei Tage nach dem Unfall hatte Gregorius sie vergessen und ein neues Weibchen genommen ! Na, sowas ! Ich war immer so begeistert, dass die Amazonen so eine treue Partnerschaft haben...

Der zweite Fehler, der mir viel später klar wurde, war, dass ich allen gesagt hatte, dass Pepe keinen Nachwuchs hat. Wir dachten, dass Pepe und Lola ihre Brut aufgegeben hatten. Sie tauchten aber im September mit zwei ganz hübschen Babys in Bad Cannstatt auf ! Lustigerweise gleich am 27. August schickte mir Kostas Koufogiorgos einige Amazonenbilder, die er gemacht hatte. Drauf war Pepe ganz gesund zu sehen.

In der fremden Voliere sah Thea für meine Augen irgendwie majestätisch aus. Als ich und Dieter mit dem Pfleger rein gingen, war sie gar nicht in Panik geraten. Sie beobachtete uns aufmerksam. Sie sah auch ziemlich beweglich aus und kletterte am Gitter. Als Dieter ihr einen Zweig reichte, benutzte sie diesen sofort.



Auch an von Dieter mitgebrachtem Feuerdorn zeigte sie Interesse. Sie kratzte sich eine Weile am Ohr, was die Amazonen oft machen wenn sie zunächst überlegen wollen ("Übersprungverhalten"), erklärte mir Dieter. Dann pickte sie zwei, drei Beeren.



Unsere wilde Amazonen, die sich in der wilden Natur ernähren, kennen das Hauspapageienfutter nicht, und es besteht die Gefahr, dass sie in der Gefangenschaft nicht richtig fressen können. Wir versprachen dem Pfleger immer wieder wildes Futter zu besorgen.

Nachmittags wurde Thea zum Tierarzt in Karlsruhe, Herrn Dr. Britsch, gebracht und untersucht. Am nächsten Tag schrieb Dr. Britsch an Dieter, dass Thea Frakturen im Schultergürtel hat. "14 Tage Verband tragen kann im besten Fall zu einer Genesung und Flugfähigkeit führen..." hieß es.
Nun hoffen wir das Beste für Thea.




3. September - Thea wird ins Tierheim gebracht

Heute hatte Dieter ein ausführliches Gespräch mit Herrn Dr. Britsch wegen Thea und den weiteren Abläufen mit ihr geführt. Thea ist weiterhin auf einem guten Weg. Heute hat Dr. Britsch unter einer leichten Narkose die Beweglichkeit der Flügel in Augenschein genommen und dabei deren gute Beweglichkeit festgestellt. Der abgebrochene Schnabel wird nach seiner Meinung auch nachwachsen und vermutlich wieder zur normalen Form finden.


Thea in der Praxis (Foro:Dr.Britsch)






16. September

Wegen des Regens habe ich heute morgen den Park-und-Papageien-Besuch eingestellt. Stattdessen fuhr ich spät vormittags nach Ludwigsburg zu Rico's Futterkiste, ein Papageienfutterladen, dessen Besitzer ich im Park vor dem Brutbaum der Gelbkopfamazone "Gustav" zufällig kennengelernt hatte. Später hatte er meine Adresse rausgefunden, und zwar von einer seiner Kundinnen, die meine Fotoausstellung letztes Jahr besucht hatte. Die Welt ist klein! Als er zum ersten Mal uns anrief, war nur Manfred zu Hause. Wolfgang stellte sich vor:" Ich habe ihre Frau vor Gustavs Baum getroffen." Darauf antwortete Manfred: "Dass es so einen Baum gibt weiß ich..." Bald stellte sich heraus, dass Wolfgang mit dem Tierarzt Herrn Dr. Britsch befreundet ist. Ich erzählte ihm über unsere Patientin "Thea". Dank ihm konnte ich heute in der Tierklinik Schneider-Haiss kurz vor seiner Papagei-Sprechstunde Dr. Britsch kennenlernen und Thea wiedersehen. Sie wurde jetzt wieder ins Tierheim gebracht. Thea saß eng in einem kleinen Käfig und schimpfte mächtig als Dr. Britsch den Käfig vor uns hinstellte.



Sie wog heute morgen 390 g. Sie soll viel fressen aber keine Kerne. Sie mag Wal- und Cashewnüsse sowie allerlei Obst. Wolfgang schenkte uns eine Tüte voll Nüsse und sagte, dass wir ihm bescheid sagen sollen wenn wir mehr davon brauchen. Für Wildvögel spendet er gerne Futter. Gegen 15.00 Uhr kam eine ehrenamtliche Fahrerin aus dem Tierheim um Thea abzuholen. Dr.Britsch erklärte uns, dass man mindestens zwei Wochen Theas Verhalten in der Voliere beobachten muss. Wenn sie da keinen Flugversuch macht, sieht es nicht gut aus. Wenn sie anfängt wieder zu fliegen, müssen wir beobachten wie weit ihre Kraft zurück ist. Diese Phase könnte ein bis zwei Monate dauern.

Auf Anweisung von Dr. Britschs wurde Thea im Kofferraum transportiert. Bei jeder Ampel hörten wir Geräusche von hinten und wir machten uns Sorgen. Endlich am Tierheim angekommen öffneten wir den Kofferraum. Theas gelbes Gesicht sah richtig blass aus ! Die arme... Ich erinnerte mich an meinen Bekannten, der uns erzählte, wie es seiner Gelbwangenamazone im Auto schlecht wurde. Thea wurde wieder in einer großen Voliere freigelassen. Ein spannender Moment, wo es klar wird ob sie wieder fliegen kann. Nach langem Zögern kletterte sie auf den Rand des Käfigs und sprang auf den Boden. Dabei hatte sie ihre Flügel breit geöffnet. Die Flügel sahen flexibel und symmetrisch aus. Dann packte sie schnell ein Stückchen Apfel und aß es sofort. Sie hatte wohl sehr Hunger, weil sie danach sogar Sonnenblumenkerne auf dem Boden pickte. Aber die ganze Zeit blieben ihre Flügel zusammengefaltet...









18. September - Thea fliegt!

Nachmittags fuhr Manfred mich durch Regen und Stau ins Tierheim. Schon am Eingang erfuhren wir, dass Thea wieder fliegt ! Welche Freude ! In der Voliere saß sie aufrecht auf einer Stange, die von der Decke hing. Sie sah schon viel besser aus als am Mittwoch, als sie am Boden hockte. Dann flog sie tatsächlich zu dem Ast wo die Futternäpfchen hingen. Wir konnten noch zwei-, dreimal sie fliegen sehen. Herr Vetter, der nette Pfleger, sagte, dass vielleicht schon in zwei Wochen sie wieder freigelassen werden kann. Eine tolle Nachricht ! Thea frisst Äpfel, grüne Walnüsse und inzwischen auch Taubenfutter.








23. September – Ich besuchte Thea im Tierheim
(bedeckt, 16°)

Thea ist weiter auf einem guten Weg. Der Pfleger Herr Vetter sprach von einer Freilassung in der kommenden Woche.
Ich teilte ihm die Meinung von Dr. Britsch mit, dass Thea sich noch 2 bis 3 Monate in der Voliere erholen sollte. Herrn Vetter war erschreckt. In dieser kleinen Voliere, wo Thea nur gelegentlich flattern kann, wird ihre Flugmuskulatur eher zurückgehen, meinte er.

Er freute sich sehr über die paar grünen und frischen Walnüsse, die ich mitgebracht hatte. Thea frisst zwar Sonnenblumenkerne aber nicht viel. Cashewnüsse, die sie in der Praxis von Dr. Britsch gerne gegessen habe, wirft sie nun zu Boden. Hainbuche- und Ahornfrüchte, die ich besorgt hatte, hatte sie nicht viel gepickt. Äpfel und grüne Walnüsse frisst sie ohne Probleme. Ansonsten ist sie sehr ruhig und zeigt keine große Angst vor Menschen.

Mir macht nur ein bisschen Sorgen, dass auf den Fotos ihr linker Flügel etwas krumm aussieht...











29. September – Besuch bei Thea mit Dieter

Vormittags fuhr ich mit Dieter ins Tierheim, um Thea zu besuchen. Dieter hatte einen Kofferraum voll Wildfutter mitgebracht: Zweige von Weißdorn und Spitz-Ahorn, Hagebutten, grüne Walnüsse… Ich hatte auch wieder einige Hainbuchenfrüchte und frische Walnüsse dabei. Eibe sollte ich doch nicht ihr anbieten, da Thea jetzt keine Möglichkeit hat sich zu entgiften.

Im Tierheim sahen wir, dass man neulich in der Voliere von Thea viele Pappel-Äste angebracht hatte. Thea saß aufrecht auf einem dieser Äste.



Sie sieht schon gestresst aus...

Der nette Pfleger Herr Vetter war heute nicht da. Wir überreichten unser mitgebrachtes Futter an eine Mitarbeiterin.

Als wir direkt an der Voliere standen, wurde Thea unruhig und krabbelte langsam zum Gitter auf der anderen Seite. Sie versuchte uns zu entkommen. Als wir ein paar Schritte zurück gingen, wurde sie entspannter und fing an sich zu putzen. Sie biss in einen Ast. Dann ging sie in eine Ecke, wo es ein bisschen „Laub“ gab. Offensichtlich möchte sie sich möglichst gut schützen. Dort döste sie.



Thea pickte etwas im Ast.






08. Oktober – Besuch bei Thea mit Dieter (2)

Vormittags besuchten wir Thea im Tierheim. Dieter hatte wieder viel Futter mitgebracht. Diesmal waren sogar Wildapfelzweige dabei, die er im Remstal besorgt hatte. Da wird sich Thea freuen, sagte ich schon. Herr Vetter hatte heute wieder frei, aber seine Kollegin wusste bescheid, dass sie Dieter die Voliere eintreten lassen durfte. Wir gingen also in die große Voliere rein. Thea, die am Anfang auf einem Ast in der Mitte der Voliere saß, zog sich ruhig in die Ecke zurück, als sie uns sah. Aber als Dieter anfing überall Wildfutter zu hängen, zeigte sie großes Interesse dafür. Sie flog dreimal direkt zu uns und landete direkt über mir! Ich war erstaunt. Sie traute sich aber in den letzten Minuten nicht ans Futter zu gehen und zog sich doch wieder in die Ecke zurück.


Trotz meines Objektivs flog Thea dreimal direkt zu uns...

Kaum waren wir draußen, näherte sie sich sofort den Wildapfelzweigen und pflückte ein Äpfelchen. Sie genoss es offensichtlich mit großer Freude! „Endlich mal was richtiges!“, schien sie zu sagen. Es war schon gegen 11.00 Uhr. Eigentlich zu spät für eine Mahlzeit für sie. Hunger hatte sie wohl auch nicht so sehr, aber blieb trotzdem lange bei den Zweigen. Sie verspeiste ein paar kleine Früchte, pickte auch ein bisschen die Blätter. Die Sonnenblume und die Weißdornzweige blieben unberührt. Die kennt sie wahrscheinlich nicht.






Dieter merkte, dass Thea mit ihrem verletzten Schnabel nicht richtig die Sache anpacken konnte. Ihr fehlt die Spitze, die als Haken funktioniert. Erstaunlich wie ihr Schnabel sowie ihre Krallen nach über einem Monat Gefangenschaft sauber und glatt geworden sind, wie bei den Jungvögeln. Anschließend döste sie wieder entspannt wie letztes Mal.

Theas Schnabel:












14. Oktober – Theas Freilassung im Rosensteinpark


(bedeckt, 8°)

Heute wollten wir Thea freilassen. Ich hatte schon vorher geübt, und zwar hatte ich eine Waldmaus, die mit einer Lebendfalle in unserem Keller gefangen wurde, im Garten freigelassen… Um 10.00 Uhr holte mich Dieter ab und um 10.25 Uhr kamen wir im Tierheim an. Schon vor dem Heim trafen wir Wolfgang Burkart und die Fotografin Bianca, die Keschernetz und Transportbox dabei hatten. Vor der Voliere trafen wir noch Johanne und Herrn Vetter. Thea saß wie das letzte Mal aufrecht und ruhig in der Mitte eines Astes. Sie flog aber schon wie alarmiert in die Ecke weg, als Herr Vetter und Wolfgang die Voliere betraten. Der Fang mit dem Kescher ging Gott sei Dank ganz schnell und ohne Unfall.



Bald wird es besser...

Dann fuhren wir zum Rosensteinpark. Johanne erzählte mir später, dass Thea in der Transportbox plötzlich unruhig geworden war, als wir vor dem Schloss ausstiegen. Sie hatte sicher ihren Lebensraum wiedererkannt. Vor zwei Jahren hatten wir eine junge Amazone Balu im Rosensteinpark freigelassen. Damals hatte Balu auch ähnlich reagiert. Vor dem alten Brutbaum von Thea öffnete Johanne die Tür der Box. Thea zögerte nicht. Sofort flog sie hoch auf einen Ast! Toll! Es war ganz anders als damals, als sie von der Praxis in die Voliere des Tierheims zurück gebracht wurde und ängstlich lange in der Box sitzen blieb.




Endlich ist Thea wieder zurück in ihrer bekannten Umgebung !


Ach wie schön !

Thea im gleichen Baum letztes Jahr am 17. November...

Thea ruhte sich eine Weile aus und flog dann weiter hoch in die nächste Hainbuche. Dort sah es so aus, als ob sie sich sammelte. Ab und zu pickte sie ein bisschen die Früchte aber meistens blieb sie sitzen ohne große Bewegung. Es war schon 11.00 Uhr vorbei. Für die Amazonen ist jetzt Ruhezeit. Gegen Mittag verabschiedeten wir uns. Thea war immer noch unverändert auf ihrem Platz.


In der Hainbuche nebenan


Irgendwie sieht sie jetzt älter aus...



Viel Glück Thea!

Gegen 13.30 Uhr schrieb mir Johanne, dass Thea immer noch an der gleichen Stelle schlief.

Gegen 15.30 Uhr (oder 16.30 Uhr ?) war sie aber weg.

Ich fuhr abends gegen 17.45 Uhr nochmals nach Bad Cannstatt. Auf dem Schlafplatz quatschten schon die Amazonen sehr laut miteinander. Bald gegen 18.00 Uhr hörte ich auch Stimmen aus der Platane, wo Thea immer mit Gregorius geschlafen hatte. Da waren jetzt nur Gregorius und Kirke. Johanne kam auch gleich dazu, aber Thea konnten wir nicht finden.







17. Oktober - Ich fand Thea wieder !

(bedeckt, 6° vor dem Sonnenaufgang)

Nach meinem täglichen Schlafplatz-Besuch in Bad Cannstatt fuhr ich heute noch mit der Straßenbahn zu den Mineralbädern. Ich kam dort gegen 08.45 Uhr an. Aus Richtung Rosensteinpark hörte ich Amazonenrufe. Mit klopfendem Herzen ging ich schnell hin. Thea hatte früher ihr Revier dort. Ich war aber enttäuscht eine jüngere für mich unbestimmbare Amazone in der Krone eines kleinen Kastanienbaumes zu entdecken. Keine Thea… Ich fand dann eine zweite Amazone im gleichen Baum und zwar eine Gelbkopfamazone. Solch eine Kombination kenne ich nicht… Wer sind sie denn? Bald sah ich einen dritten Schatten, der langsam an einem Ast krabbelte. Es war Telemach. Komisch... Ich hatte mit Johanne früher ein Amazonen-Trio, Telemach, eine Gelbkopfamazone (Kirke) und eine jüngere Amazone, die ohne zu brüten immer zusammen blieben, „die heimatlosen Drei“ genannt. Seitdem Kirke mit Gregorius zusammen ist, hat sich diese Gruppe aufgelöst...

Mein Herz klopfte wieder schneller. Wenn die drei wieder zusammen sind, heißt es vielleicht, dass Kirke wieder zurück gekommen ist, weil Thea sich wieder Gregorius angeschlossen hat??? Ich suchte weiter im Baum und fand plötzlich in der Mitte eine vierte Gelbkopfamazone, deren Hinterkopf grün ist. Ihr fehlte die Schnabelspitze. Ich machte mehrere Fotos, um sicher zu sein.

Ja, sie war es, Thea!!!

Was bedeutet nun diese Situation? Kirke rief laut. Eine andere rief zusammen mit ihr und die jüngere Amazone antwortete am meisten. Ich sah nicht Thea rufen.


eine jüngere Amazone, die später "Thilo" genannt wurde


eine Gelbkopfamazone (Kirke oder Gregorius)


Telemach wurde später "Thelma" umgetauft, weil es sich wahrscheinlich um ein Weibchen handelt


Thea!!!!


Plötzlich starteten von diesem Baum drei Amazonen und verschwanden Richtung Wilhelma/Cannstatt. Ich konnte nicht sehen wer weggeflogen war. Dann starteten zwei andere, die noch im Baum waren, und flogen in die gleiche Richtung. Ich ging schnell hinter das Schloss und fand diese zwei noch in der dünnen Pappel sitzen und rufen. Einer war Gregorius... und die Partnerin...

...Kirke...

Also Gregorius hat Thea nicht mehr aufgenommen. Es ist eigentlich in der Natur sicher normal so. Mich schmerzte es trotzdem ein bisschen. Aber viel wichtiger war, dass es Thea gut geht, dass sie wieder mit Artgenossen zusammen war und vor allem, dass sie wie die zwei anderen hoch und kräftig am Himmel geflogen ist. Ich hatte keinen Unterschied bemerkt. Und die drei schienen weit weg geflogen zu sein, weil keine Rufe mehr zu hören waren.


Gregorius und Kirke sind jetzt ein festes Paar. Thea hatte keine Chance.

Bald flogen Gregorius und Kirke Richtung Cannstatt weg.




23. Oktober - Thea in Bad Cannstatt

(bedeckt)

Ich habe verschlafen. Ich hatte gestern abends meinen Wecker im Arbeitszimmer liegen lassen. Um 07.20 Uhr sprang ich von der schon ausgebrochenen Dämmerung erschrocken aus dem Bett und erreichte Bad Cannstatt erst gegen 08.05 Uhr, d.h. zehn Minuten nach dem Sonnenaufgang. Die Amazonen waren natürlich schon hellwach! Ich sah schon grüne Schatten über der Waiblingerstraße fliegen. In einem Ahornbaum saßen zwei Junge, die bald auch wegflogen.

Aus allen Richtungen in der Nähe kamen Amazonenrufe. Es schien, dass heute Morgen sie das Frühstück in Bad Cannstatt nahmen. Ich wollte einige Innenhöfe prüfen, als zwei im Baumhasel der Liebenzellerstraße landeten. Dann kamen einer nach dem anderen und bald waren sie ca. fünfzehn. Ich fotografierte wild herum. Die Familie von Pepe und Lola kam auch dazu.


ein Junges von Pepe und Lola

Lola

Erst später zu Hause auf den Fotos entdeckte ich zu meiner größten Freude, dass auch Thea dabei war. Ich hatte heute mit Absicht nicht jeden Schnabel geprüft. Ich war tatsächlich ein bisschen verzweifelt, dass ich Thea auf den Schlafplätzen bisher nicht finden konnte. Deswegen kann ich nicht sagen, ob Thea mit ihrem beschädigten Schnabel die harten Haselnüsse knacken konnte. Schade. Aber ich habe mich riesig gefreut, denn ich machte mir doch langsam Sorgen sie nicht mehr gesehen zu haben. Schön, dass sie mit den anderen zusammen fraß. Sie konnte sich wieder in die Kolonie integrieren trotz Partner- und Revier-Verlust.



Thea





26. Oktober - Thea in Bad Cannstatt (2)

Ich nahm einen späteren Zug und kam um 06.45 Uhr in Bad Cannstatt an. Penelope und Odysseus waren schon wach. Odysseus war heute Morgen irgendwie muffig.


Penelope und Odysseus in ihrem Schlafbaum

Jedes Mal als Penelope versuchte ihn zu kraulen schob er sie zurück und schimpfte. Im gleichen Baum ein bisschen tiefer spielten und stritten ihre zwei Junge miteinander. Bald flogen die beiden in die Hainbuchen gegenüber während ihre Eltern noch gemütlich in der Platane saßen.

Gegen 06.55 Uhr prüfte ich die Platanen in der Straße, wo früher Thea geschlafen hatte. Es gab nichts zu sehen. Vielleicht kam ich zu spät. Ich überlegte in welche Richtung zu gehen. Da die Verkehrsampel lange rot blieb, ging ich durch die Unterführung auf die andere Seite des Wilhelmsplatzes. Ich hatte Glück. Die ganze Familie von Penelope und Odysseus war schon da und dazu kamen bald mehrere Paare und kleine Gruppen. Die zwei Gelbkopfamazonen Mario und Amelia saßen mit Blaubäckchen in der Krone eines Ahornbaumes. Sie fraßen nicht und blieben einfach still über lange Zeit aufgeplustert sitzen. Dazu kamen zwei Junge und noch ein anderes Paar. Im Ahorn nebenan landeten Karl und Karla.


Mario, Amelia und Blaubäckchen

Als ich ein Foto von der ganzen Gruppe machte, merkte ich, dass Thea auch dabei war!
Ach, wie schön!!!
Sie krabbelte hoch im Baum, fraß ein bisschen und flog dann plötzlich mit einer anderen Amazone zusammen zunächst in die erste Hainbuche, dann in eine große Platane. Wer war ihrer Begleiter!? Ich überlegte ob ich hingehen sollte, aber das Laub dieser Platane ist so dicht, dass ich nur eine geringe Chance sah sie nochmals drin zu finden. Ich blieb also bei den Ahornbäumen. Ich konnte später nochmal Thea zu dritt wegfliegen sehen.


Thea



28. Oktober - Thea rief wieder


Zu meiner großen Freude konnte ich heute Thea auf ihrem Schlafplatz in Bad Cannstatt finden!
Zum ersten Mal nach ihrer Freilassung sah ich sie rufen. Sie rief kräftig und fröhlich im Duett, indem ihre Backen voll aufplusterte. Aber wer ist der Duett-Partner? Auf den Fotos sieht man einen jungen Hybridvogel, der sehr Tilla ähnelt. Vielleicht ist es sogar Tilla. Später konnte ich erkennen, dass der neue Partner von Thea tatsächlich die junge Amazone "Tilla" war. Tilla war also ein Männchen! Da sie einmal mit Telemach gekuschelt hatte, dachte ich, dass es sich um ein Männchen handelte. Eigentlich war "Tilla" ein Männchen und Telemach ein Weibchen. Ich taufte "Tilla" zu "Thilo" und "Telemach" zu "Thelma" um.


Thea rief!

Thea und Thilo wurden zum ersten Mal zusammen fotografiert!





6. November - Guten Morgen Thea !

(bewölkt, 10°)
Heute kam ich schon um 06.45 Uhr in Bad Cannstatt an, dank eines früheren Zuges, der mit Verspätung gerade ankam. Manchmal ist eine Verspätung willkommen.

Aus der Marktstraße kamen Amazonen Rufe. Ich ging schnell hin. Zunächst fand ich ein Junges von Mimi und Rodolfo, das alleine spielte, indem es am Zweig hing und balancierte. Zwei Amazonen kamen von woanders hinzu. Es waren Kirke und Gregorius. Die Rufe, die ich hörte, waren aber nicht von diesen drei Vögeln. Ich suchte weiter in der ersten Platane und fand tatsächlich am äußersten Rand des Laubs Thilo und ein bisschen tiefer Thea, die riefen! Sie hatten also hier geschlafen. Während Thilo schon hell wach war und in der Krone saß, war Thea wohl noch müde. Sie krabbelte noch tiefer ins Laub und blieb eine Weile aufgeplustert und still sitzen. Ich fand noch ein Junges von Pepe und Lola, das bald wegflog. Auch Kirke und Gregorius flogen bald weg ohne Thea und Thilo zu belästigen.


Thea


Thilo

Gegen 07.24 Uhr flog diesmal Thilo weg und landete in einer Platane am Wilhelmsplatz. Thea wurde endlich mobil und folgte ihm. Thilo und Thea flogen erst Richtung Park davon, kamen aber bald zurück und machten einen Kreis über dem Bahnhof und dem Wilhelmsplatz.



Am Schluss landeten sie in einer nackten Kastanie in der Bahnhofstraße. Dort „sangen“ sie kräftig im tollen Duett, so dass viele Passanten begeistert stehen blieben und sie mit ihrem Handy fleißig fotografierten. „Papagei ! Papagei!“, schrien sie.


Thilo

Thilo sah ganz stolz aus. Ich kann mich erinnern, dass Thilo, als er mit Thelma zusammen war, viel mit ihr spielte und stritt, wie die jungen Amazonen es oft machen. Mit Thea verhält er sich langsam richtig wie eine erwachsene Amazone. Ich schätze, dass Thilo ca. 2 oder 3 Jahre alt ist. Thea ihrerseits war mindestens seit 2007 mit der Blaustirnamazone Pythagoras zusammen (der Naturfotograf Rolf Müller hatte das Paar damals aufgenommen) und ist bestimmt über 10 Jahre alt. Ich hatte Pythagoras im Dezember 2013 zum letzten Mal auf dem Schlafplatz gesichtet. Im nächsten Frühling tauchte er in seinem Brutrevier nicht mehr auf. Thea schloss sich irgendwann im Frühling 2014 Gregorius an. Zu diesem Zeitpunkt hatte Gregorius wahrscheinlich auch seine Partnerin verloren.

Später besuchte ich den Park und fand Kirke und Gregorius im Theas alten Revier... Thea, die ihr Revier verloren hat, rief mit Thilo irgendwo aus Richtung Leuze Bad.






10. November - Thea in ihrem alten Revier

Als ich heute gegen 08.00 Uhr im Park ankam, hörte ich Amazonen aus Richtung Rosensteinpark rufen. Es war tatsächlich Thea, die in einer großen Platane hinter dem Rosengarten rief. Thilo kam gerade von woanders angeflogen. Sie flogen dann zu zweit Richtung "Pythagorasbaum". So hatte ich den alten Brutbaum von Thea, wo sie mehrmals mit Pythagoras gebrütet hatte, genannt. Thilo saß direkt über der Höhle und rief schön kräftig. Thea saß viel höher am Rand des Laubs. Sie waren heute alleine in diesem Areal. Trotzdem blieben sie nur kurz dort und gegen 08.15 flogen sie nach Osten weg.


Wird Thea wieder ihren alten Brutbaum benutzen können?









23. November - Auf den Schlafplätzen

Gegen 07.30 Uhr kam ich in Bad Cannstatt an. Gregorius pflegte liebevoll das Gefieder von Kirke. So etwas hatte ich bei Gregorius und Thea nie gesehen. Kirke sah wirklich ganz süß aus! Als Gregorius aufhörte, streckte sie ihren Kopf weiter gegen seine Brust und wünschte weiter gekrault zu werden. Gregorius tat es. Ich wusste nicht, dass Kirke so ein Schmusebärchen war! Sie hatte auch lange Zeit keinen Partner gehabt.


Kirke und Gregorius

Thea und Thilo hatten in einer anderen Straße geschlafen. Thea sah immer noch sehr gestresst aus und war mit Thilo reserviert. Vom Schmusen war keine Rede!

Thea und Thilo







28. November - Thea und Thilo kuschelten miteinander!

Als ich gegen 16.25 Uhr bei den Schlafplätzen ankam, gab es schon einen ordentlichen „amazonigen“ Krach. Ein großer Amazonenchor sang bis 16.50 Uhr. Die Nacht kam und es wurde dann auf einmal total still. Als schon die anderen Amazonen schliefen, kuschelten noch in einer Platane zwei Schatten. Ich war völlig überrascht.
Es waren Thea und Thilo! Ach wie schön!


Thilo pflegte liebevoll das Gefieder von Thea








7. Dezember - Thea im Leuze Bad

Nach meinem täglichen Schlafplatzbesuch fuhr ich heute gegen 08.30 Uhr mit der Straßenbahn zu den Mineralbädern. Als ich an der Haltestelle ausstieg, kamen Amazonenrufe aus Richtung Leuze Bad. Ich ging hin. Die Amazone rief immer nur kurz und wurde wieder still, so dass ich eine Weile brauchte, um sie zu finden. Sie saß in einer großen Platane, die leider ziemlich weit weg im Gegenlicht stand, im Garten vom Leuze Bad. Auf den Fotos erkannte ich Thea. Es scheint, dass sie sich oft in dieser Gegend aufhält. Ich habe schon mehrmals sie vom Rosensteinpark hierhin fliegen gesehen.

Plötzlich kam vom Rosensteinpark ein Gelbkopfamazonenpaar krächzend angeflogen und landete in der gleichen Platane. Während ich das Paar im Flug fotografierte, verschwand Thea.



Eine Gelbkopfamazone kam näher in der Platane, die neben der König-Karl-Brücke steht. Es war Kirke! Was macht sie da!? Sie trank aus einer Höhlung in einer Astgabel und flog wieder in die Platane der Badeanlage zurück. Es scheint, dass Kirke und Gregorius nicht nur das alte Revier von Thea im Rosensteinpark konfisziert haben, sondern auch sie aus der Gegend vom Leuze Bad vertreiben wollen! Wie böse! Aber so sind wohl die Amazonen... Und Thea wehrte sich gar nicht... Sie ist offensichtlich noch zu schwach und ihr neuer Partner ist zu jung, um die zwei prächtigen Gelbkopfamazonen Kirke und Gregorius herauszufordern.







31. Dezember - Die Amazonen an Silvester

Was machen die Amazonen an Silvester, wenn überall in der Stadt lautes Feuerwerk knallt? Dieses Jahr wollte ich das prüfen.

Gegen 15.45 Uhr fuhr ich nach Bad Cannstatt. Es hatte aufgehört zu regnen und von Westen kam ein letzter goldener Sonnenschein. Am Wilhelmsplatz wusste ich nicht wohin ich gehen sollte. Ich ließ mich einfach vom Zufall der Verkehrsampel leiten. So überquerte ich die König-Karl-Straße, weil es gerade grünes Licht gab. Man hörte schon häufig die ersten Knaller. Ich weiß nicht mehr warum ich den Weg zum Evangelischen Zentrum gewählt hatte. Auf jeden Fall hatte ich voll getroffen. In der kahlen Esche im Innenhof saßen angespannt und stumm mindestens 8 Amazonen. Meistens waren es Junge. Plötzlich erschienen in der Luft ca. 6 Amazonen, die genauso still angeflogen kamen. Ein Paar flog weiter hinter der König-Karl-Straße, der Rest landete in der Esche. Sie blieben absolut still und bewegungslos.

Gegen 16.30 Uhr entdeckte ich diesmal im Silberahorn in einem anderen Innenhof weitere 9 Amazonen auch still und bewegungslos sitzen. Und nun fand ich auf einem Schlafplatz ca. 14 angespannte Schatten in den Platanen. Manche kamen dazu angeflogen. Alle waren stumm. Endlich rief einer. Es waren Karl und Karla, die hoch in der Krone einer Platane saßen.

Die anderen blieben weiter zurückhaltend mit rufen. Es war schon halb fünf vorbei. Um 16.35 Uhr ging die Sonne unter. Plötzlich flogen alle zusammen Richtung Wilhelmsplatz. Ein Teil landete in einer Platane am Wilhelmsplatz, der Rest in der Marktstraße. Ich versuchte sie zu zählen. Ich konnte ca. 20 sehen. Aber gerade knallte es wieder gewaltig, so dass ein großer Schwarm aus der Platane davonflog. Sie waren 29 in der Luft und ca. 9 blieben im Baum sitzen. Sie kreisten herum und landeten in der Marktstraße. Erst jetzt wurden sie laut. Es klang wie eine Diskussion. „Was machen wir jetzt?“. Einige knabberten fleißig an den Zweigen.



Es war schon richtig dunkel. Nach und nach sammelten sich die Amazonen in der Marktstraße. Ich sah mindestens 45 Vögel dort. Alle saßen angespannt und horchten. Es knallte mehrmals. Die Krähen und Tauben waren schon alle verschwunden. Nur die Amazonen schienen tapfer und stur in der Innenstadt schlafen zu wollen. Schließlich gegen 17.00 Uhr haben sie paarweise ihre Schlafpositionen eingenommen und sind eingeschlafen. Nun ließen sie sich gar nicht mehr beeindrucken von weiteren heftigen Knallern… Erstaunt über ihre Furchtlosigkeit fuhr ich gegen 17.20 Uhr nach Hause zurück.

Ich schlief trotzdem sehr schlecht.




1. Januar - Die Amazonen an Silvester

Um meine Beobachtungen schnell vor Ort aufzeichnen zu können, benutze ich immer ein Diktirgerät, ein guter Tipp von Manfred. Als ich meine Aufnahme von heute zu Hause abspielte, um mein Tagebuch zu schreiben, war ich von meiner eigenen Stimme, die so deprimiert klang als ob ich kurz vor einem Selbstmord stände, selbst erschreckt! Der desolate Anblick in Bad Cannstatt am Neujahrsmorgen war unbeschreiblich. Es sah so aus, als ob man hunderte von MacDonalds Mülleimern in der Stadt umgekippt hätte. Auch direkt unter den Bäumen in der Marktstraße hatte man Feuerwerk angezündet. Die ca. 50 Amazonen, die gestern Abend hier schliefen, waren verschwunden bis auf zwei oder drei. Ich könnte heulen. Ich wusste nicht wohin ich schauen sollte, um die vermissten zu finden.

Ich ging durch die König-Karl-Straße. Auch die zahlreichen Krähen, die im Winter immer hier sich sammelten, waren alle verschwunden. Im Nebel und Müll versunken sah der ganze Stadtteil gespenstig aus. Plötzlich fand ich zwei grün leuchtende Schatten in einer Kastanie in der Nähe vom Daimlerplatz! Welcher Trost! Weiter fand ich noch einen einzelnen Papagei. Der Parkplatz war leer, aber in der Daimlerstraße konnte ich wieder einige „Flüchtlinge“ entdecken. Insgesamt 14 Amazonen hatten sich hierhin geflüchtet, da wahrscheinlich weniger geböllert wurde. Als ich zum Wilhelmsplatz zurückkam, freute ich mich die weiße Mütze von Bianca zu sehen, die seit einer Woche auch oft zu den Papageien kommt. Sie hatte sogar eine Transportkiste im Auto bereit gestellt, falls wir eine verletzte Amazone finden sollten. Wir gingen zusammen in die Eisenbahnstraße. Dort war wesentlich weniger Müll. Wir fanden in einer Platane Saphir und Ravenna.

Weiter fanden wir noch Julius, der wahrscheinlich beim flüchten seine Partnerin Julietta aus den Augen verloren hatte.

Alle saßen stumm, geschockt und angespannt. Wir schauten mitleidvoll zu. Wir hatten keine Worte. Eine Amazone machte ein ganz schwaches „Ääh…“, als ob sie vorsichtig fragte ob die Gefahr vorbei war. Oh je, wie traurig klang das!

Wir suchten weiter in der Innenstadt. Mittlerweile hatten sich einige Amazonen in den Kronen der Platanen in der Marktstraße gesammelt und angefangen zu rufen, um wahrscheinlich nach vermissten Familien und Freunden zu suchen. Das waren eindeutig andere Rufe als sonst. Ständig kamen weitere Amazonen angeflogen, alle einzeln.


Undine und Gustav

Wir merkten, dass die meisten aus Richtung Marktplatz kamen. Also gingen wir die Marktstraße weiter und entdeckten in einer großen majestätischen Platane gegenüber der Bäckerei Stefansbäck Pepe und Lola sowie Thea. Thea hatte wohl auch Thilo beim flüchten verloren und rief mit gestrecktem Hals „wo bist du?“


Thea (links) und Pepe (rechts)

Wir warfen noch einen Blick auf den Marktplatz und waren entsetzt. Dort war auch alles voller Müll!

Wir wollten noch in die Daimlerstraße schauen, als wir vorher am Parkplatz drei Amazonen fanden. Es waren das Trio Amelia, Mario und Blaubäckchen, die sich wieder gefunden hatten. Eben waren sie nicht da. Ich war erschreckt zu sehen, wie sich der Zustand von Amelias linkem Auge, das seit einiger Zeit wie entzündet aussieht, jetzt erkennbar verschlechtert hatte. Sie benutzte ihr gesundes Auge, um uns zu beobachten und zeigte meistens ihre rechte Gesichtseite. Hoffentlich wird es wieder verheilen. In einem Innenhof fanden wir noch Felix und Felicitas.

Wir kamen wieder an den Anfang der Markstraße zurück. Ich konnte noch die Schnellbrüter, Orpheus und Eurydice sowie Mimi und Rodolfo erkennen. Nach und nach flogen sie ab.

Gegen 09.20 Uhr fuhr ich erschöpft und mit Kopfschmerzen nach Hause zurück.

Abends schrieb mir Johanne. Auch sie hatte nachmittags den Schlafplatz besucht und war vom Anblick der Stadt erschreckt. Die Amazonen waren immer noch unruhig, „ein Großteil hat sich nach langem Herumkreisen für neue Schlafplätze entschieden. Insgesamt kam ich auf ca. 59 Amazonen“, schrieb sie.

Das ist doch schön, dass anscheinend alle unsere Papageien diese Plage doch überleben konnten!





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