Tierfotos im Stuttgarter Schlossgarten
 
Aktueller Bericht vom Rosensteinpark

Bericht März/April 2013
Bericht Mai 2013
Bericht Juli 2013
Bericht August 2013
Bericht September 2013
Bericht Oktober 2013
Bericht November 2013
Bericht Dezember 2013 und Januar 2014


30.Juni 2013


Am Sonntag den 14. Juli findet eine Protestaktion statt gegen den wegen Stuttgart 21 geplanten Abriss der Brücken (Holzbrücke und Elefantenbrücke), die Cannstadt und Rosensteinpark verbinden: Protest-Aktion gegen Abriss der Fußgängerbrücken von Cannstatt zum Rosensteinpark



Im Gegensatz zu der Wettervorhersage, blieb das Wetter heute weiter kalt und trüb. Erst ab morgen soll es endlich sonnig werden. Ich bin einen Tag zu früh losmarschiert und die Fotos sind entsprechend dunkel.

Am Pumpsee war das Reiherenten-Männchen mit seinem hübschen Zöpfchen noch da.


Reiherente

Der junge Zwergtaucher wird immer frecher. Als er beim Auftauchen eine dicke Gans sah, biss er einfach in ihren Po.


junger Zwergtaucher


Graugänse

Auf der großen Wiese vor dem Schloss Rosenstein suchte das Weißstorchpaar nach Nahrung zwischen den Gänsen.



Ein Storch versucht einen Regenwurm von seinem Partner zu stehlen.


Unter dem Schlossdach im wackeligen kleinen Nest saßen vier junge Grauschnäpperchen ganz eng zusammen! Die Altvögel müssen sich nicht nur um ihr Essen kümmern sondern auch ihre Toilette: ein Junges drehte sich und hob seinen Schwanz hoch, der Altvogel fing ganz geschickt seinen Kot im Flug auf um ihn weit weg vom Nest zu entsorgen.




26.Juni 2013


Ein flügge gewordenes Rotkehlchen, morgens früh auf dem Weg zum Ausgang des Parks

Heute bin ich mit einer japanischen Pianistin, die in Schwäbisch Hall wohnt, im Park verabredet. Sie wünscht nochmal im Rosensteinpark spazieren zu gehen, bevor es zu spät ist. In den 90er Jahren hatte sie in der Musikhochschule Stuttgart studiert und liebte damals diese gemütliche Stadt. Nun besucht sie Stuttgart nur selten. Die Veränderung der letzten Jahre hier gefällt ihr nicht. An der Königstrasse sieht man nur die überall gleichen grossen Kettenläden. Überall entsteht eine komische Shopping Mall nach der anderen. Dabei werden alte Gebäude gnadenlos abgerissen und die kleinen individuellen Läden verschwinden immer mehr. Die Stadt verliert zusehends ihren historischen Charakter, sie wird banaler, oberflächlicher, und sogar mit den neuen albernen Gebäuden unheimlischer. Der Rosensteinpark ist die letzte grandiose Landschaft dieser Stadt. Das machen sie aber auch mit großer Freude kaputt: Die Bedrohung des Rosensteinparks durch Stuttgart 21

Es ist kalt. Auch im Herzen friere ich, wenn ich an die Zukunft denke. In den Kirschbäumen am Hang, die vielleicht schon im Herbst abgeholzt sein sollen, flatterten viele Vögel: Amseln, Mönchgrasmücken und ein paar junge Rotkehlchen.


Eine vermutlich junge Mönchgrasmücke

Die Wiesen wurden weiter gemäht, wo zahlreiche Graugänse sich sammelten um nach Nahrung zu suchen. Auch ein Feldhase war dabei.








In der Nähe vom Pumpsee an der Grenze zur Wilhelma zeigten sich die zwei Amazonen, die ich hier oft beobachtet hatte. Eine von den zweien (rechts auf dem Foto) ist eine Blaustirnamazone oder ein Hybrid-Vogel zwischen einer Gelbkopfamazone und einer Blaustirnamazone. Dieser Vogel verhielt sich heute ganz interessant.


Sie war an dieser großen Baumhöhle sehr interessiert, aber konnte sie anscheinend nicht beim fliegen erreichen.


Deshalb hing sie an einem dünnen Zweig wie Tarzan an einer Liane und versuchte mit Schwung die Höhle zu erreichen. Manchmal hing sie nur mit dem Schnabel am Zweig.





Endlich geschafft !

Ich vermute, dass dieser Papagei sich für den Dreck, der sich in der Baumhöhle gesammelt hatte, interessierte. Erde zu essen (auf englisch "geophagy") soll ein typisches Verhalten für viele Tiere und besonders Papageienarten aus Südamerika sein. Analysen der Erde, die von Papageien verzehrt wird, wiesen nach, dass diese an Ton und an Bentonit reich ist.

Die Mahlzeit der zwei Amazonen setzte sich jetzt fort in einem Maulbeerbaum, der direkt am Pumpsee steht. Ich sah, dass beide einen blutig aussehenden Schnabel hatten. Es scheint, dass sie vorher Kirschen gegessen hatten. Nun verspeisten sie die schönen weißen Maulbeeren.



"Es schmeckt doch besser als Dreck!"





Das ist der Partner der Blaustirnamazone...

Irgendwann merkte ich, dass ein anderes Paar im Baum angekommen war. Eine wunderschöne "Doppel"-Gelbkopfamazone. Vergleichen sie die Augenring-Farbe im Gegensatz zu der vorderen Amazone.






Diese Gelbkopfamazone hat wenig Gelb am Kopf.

Es wurde langsam Zeit, dass meine Freundin ankommen sollte. Ich ging Richtung Rosengarten und sah noch unterwegs die Blaustirnamazone "Pythagoras" mit seiner Freundin.




Ein Hohltauben-Paar balzte auf der Wiese. Das Weibchen zeigte aber keine Gefühle...

Es war halb zehn vorbei als meine Freundin ankam. Sie wünschte auch eine Amazone zu sehen. Leider zeigten sich keine mehr. Sie riefen auch nicht mehr. Die Papageien sind in allgemeinen morgens früh aktiv, dann tagsüber ruhen sie sich aus in einem schattigen großen Baum. Vor der Dämmerung werden sie nochmal lebendig. Im Rosensteinpark hat man etwa zwischen sieben und neun Uhr morgens die besten Chancen sie zu beobachten.

Am Pumpsee war mittlerweile ein Weißstorchen-Paar angekommen und sammelte Nistmaterial. Ich habe gelesen, dass dieses Jahr viele Storchen-Babys wegen der Kälte gestorben sind. Vielleicht ist auch bei diesem Paar die Brut misslungen...



Plötzlich mit einem großen Krach flogen hunderte von Graugänsen an den See. Meine Freundin und ich sowie die Störche guckten erstaunt auf den riesigen Schwarm. Der Pumpsee war jetzt pickepacke voll wie ein Badestrand an der Costa del Sol.



Wir machten noch eine große Runde im Park, dabei tauschten wir unsere Sorgen um die Atomkatastrophe aus, die jetzt total aus den Medien verschwunden ist, obwohl die Folgen jetzt langsam sichtbar geworden sind. Sie hat Familie in einer sehr verseuchten Region, mein Bruder will bald mit seinen Kindern nach Fukushima seine Schwiegereltern besuchen. Über die Gefahr der Radioaktivität haben die Leute dort keine Ahnung. Es wird alles vertuscht und verschwiegen. Überall ist die Welt furchtbar. Was können wir noch machen?


Zwei Teichhühner bekämpfen sich


Ein Reiherenten-Männchen


Eine Hohltaube am Pumpsee


Ein junger Hausrotschwanz im Rosengarten




22.Juni 2013




Die jungen Blaumeisen mögen nach wie vor den Rosengarten.


Ein Haussperling-Weibchen


Der junge Grünspecht war wieder da.


Der Grauschnäpper ist sehr häufig.




Die Hausrotschwänze sind auch flügge geworden!

Erstaunlich wie nach ein paar Tagen der junge Zwergtaucher gewachsen ist. Er ist jetzt selbständig geworden und tauchte ganz nah am Rand des Sees, so dass ich ihn unter Wasser, wie eine Schildkröte schwimmen sehen konnte.




Das Eichhörnchen hat seine Winter-Ohrhaare verloren.




18.Juni 2013

Da es gestern so schön war, ging ich heute wieder um sechs Uhr morgens in den Park. Doch irgendwie hatte ich heute nur Pech... Als ich an der Platane vor dem Schloss Rosenstein ankam, flogen gerade die Blaustirnamazone "Pythagoras" und seine Freundin weg. So ist es beim Vogelbeobachten, viel hängt von Glück ab! Im Rosengarten war auch nicht so viel los wie gestern...




Eine sehr strapazierte Blaumeise



Ein Grauschnäpper badete neben einer jungen Blaumeise im Morgentau


Ein Haussperling-Weibchen fing Insekten in der Luft wie ein Kolibri



Eine Gelbkopfamazone in der Platanenallee


Ein Dohlenpaar inspizierte eine Höhle an einer Platane, dabei kam es zum Streit mit einer dritten Dohle...




17.Juni 2013



Der Rosengarten im Morgenlicht ist herrlich. Eine Blaumeisenfamilie flatterte zwischen den Blumen und pickte die Blattläuse. In dieser Jahreszeit sehen die Altvögel total von der Brut strapaziert aus, während die Jungvögel noch blasses aber schönes flauschiges Gefieder besitzen.





Einige Junge saßen im Gras und badeten im Morgentau.







Die Wiesen, die für das Futter der Tiere der Wilhelma benützt werden, wurden teilweise gemäht. Auf der gemähten Fläche sammelten sich Rabenkrähen, Stare, Tauben und auch einige Grünspechte.


Ein kleiner Streit zwischen zwei Grünspecht-Männchen.


"Ich habe gewonnen !"



Man kann wieder den Feldhasen gut sehen, wobei es sehr schwer ist mich diesem scheuen Tier zu nähern.

Ein junges Tierchen


Ich weiß nicht was mit diesem Falken-Paar passiert ist. Es scheint, dass es keine Jungvögel hat. Ist ihre Brut misslungen, vielleicht wegen der Kälte ? Das Paar schreit immer noch laut und das Weibchen schlüpfte oft in eine Baumhöhle rein und wieder raus.


Dieses Zwergtaucher-Paar versucht auch eine zweite Brut. Aber das Schwanenpaar im Pumpsee wird höchst wahrscheinlich keine Jungen bekommen. Was ich von einem Bekannten gehört habe scheint doch zu stimmen. Die Eier der Schwäne sollen sterilisiert werden um zu vermeiden in diesem kleinen Teich zu viele Schwäne zu haben. Es soll bei den Schwänen hier nie eine erfolgreiche Brut gegeben haben. Es tut mir leid das arme Weibchen geduldig auf dem Nest tagelang sitzen zu sehen.


Die drei Entchen sowie das Taucherchen, die die mehrfachen Attacken der Graureiher überlebt haben, sind schön groß geworden.



Die tapfere Stockenten-Mutter "Humpelchen"... Hoffentlich kann sie noch lange leben mit ihrer Verletzung am Bein.




13.Juni 2013



Die Kirschbäume tragen jetzt viele kleine rote Früchte und locken Amseln und Ringeltauben an. Leider stehen diese Bäume auf der Abholzliste wegen Stuttgart 21. Hier können sie mehr über die Bedrohung des Rosensteinparks lesen.

Im Rosengarten, der gerade in voller Pracht blüht, flatterten viele Meisen und erfreuten sich an den zahlreichen Blattläusen.




Plötzlich landete ein Specht auf einer Steinsäule vor mir. Es war ein junger Grünspecht(leider gegen das Licht). Ein junger Grünspecht ist überall gefleckt und ähnelt ein bisschen einem Reptil.


Weiter hinter dem Schloss entdeckte ich einen weiteren Specht. Es war diesmal ein Mittelspecht.

Er untersuchte zunächst eine Baumstütze dann flog er an eine Esche, wo ein zweiter Mittelspecht saß. Der erste fütterte diesen. Herrlich, der Mittelspecht hat erfolgreich gebrütet !


ein Mittelspecht füttert sein Junges (links)

Als ich begeistert beide Spechte beobachtete, kam schon wieder ein anderer Specht angeflogen. Er sah nach einem Grünspecht aus. Aber als ich ihn durch mein Objektiv genauer sah, schlug mein Herz schneller. Es war ein Grauspecht (Picus canus) !


Grauspecht, ein Weibchen oder ein Junges (das Männchen hat einen roten Fleck auf der Stirn)

Der Grauspecht steht nicht nur auf der Roten Liste in Baden-Württemberg (Kategorie V) aber auch unter den 193 Arten der Vogelschutzrichtlinie der EU (Anhang I). (siehe auch Steckbrief zur Art A234 der Vogelschutz-Richtlinie: Grauspecht). Sein Bestand hat in einigen Teilen Europas stark abgenommen wegen Verlust von strukturreichen Wäldern, Obstwiesen und Parkanlagen mit Altholzbeständen. Eine alte Vogelliste des Rosensteinparks von NABU erwähnte sein Vorkommen hier, doch konnte ich ihn bisher nicht finden. Weil der Brutanteil des Grauspechts im Baden-Württemberg etwa einem Drittel dem in Deutschland entspricht, trägt das Land eine hohe Verantwortung für den Schutz dieser Art. (Quelle)
Auch in unserem Garten in Esslingen taucht ab und zu mal ein Grauspecht auf, manchmal ein Männchen, manchmal ein Weibchen.


ein Grauspecht-Männchen in unserem Garten (Winter 2005)


Am Pumpsee war wieder ein Kameramann, der fleißig den Zwergtaucher fotografierte. Er grüßte mich freundlich.

ein junges Teichhuhn

Auf dem Rückweg zum Parkplatz bin ich einem sehr aufgeregten Haussperling-Weibchen in einer Linde begegnet. Es flog mit Futter im Schnabel hektisch ins tiefe Gras rein. Tatsächlich saß dort ein winziges Junges, das wahrscheinlich zu früh aus dem Nest rausgeflogen war. Es konnte noch nicht richtig fliegen.

Haussperling-Mutter

Haussperling-Kind


Und eine Rabenkrähe inspizierte bedrohlich die Lage... Aber Gott sein Dank passierte soweit ich weiss nichts mehr.



8.Juni 2013

Endlich habe ich den Halsbandsittich im Tulpenbaum erwischt:



Unsere freilebenden Amazonen werden oft mit diesen Halsbandsittichen verwechselt. Während die Amazonen weltweit außerhalb des amerikanischen Kontinents nur in Stuttgart ihre zweite Heimat gefunden haben, konnten sich die Halsbandsittiche, die aus Gefangenschaft geflüchtet sind, überall verbreiten. In Deutschland gibt es große Kolonien am Rhein entlang : in Köln, in Düsseldorf, in Wiesbaden, in Schwetzingen usw. In Tokyo haben wir auch seit ca. zwanzig Jahren freilebende Halsbandsittiche. Als ich mit Manfred und meinem Vater dort war, flog einen Schwarm über uns hinweg. Mein Vater sagte : "Manfled, do you know them ? Japanese new Parrots !" Ursprünglich gab es keine Papageien in Japan. Wir haben auch auf der Insel Teneriffa ein paar Halsbandsittiche in den Straßenbäumen gesehen. Die Halsbandsittiche stammen aus den tropischen Regionen um dem Äquator in Afrika sowie in Südostasien. Obwohl diese Vögel normalerweise sehr gesellig sind, habe ich im Rosensteinpark bisher immer nur ein einzelnes Weibchen gesehen. Er ist viel kleiner und graziler als die Amazone und gerade jetzt in grünem Laub unglaublich schwer zu entdecken. Er kreischt aber ab und zu mal sehr laut mit anderer Stimme als die Amazone. Beim Fliegen ist er gut erkennbar durch seinen langen spitzigen Schwanz.




Die Blaustirnamazone "Pythagoras" war wieder mit ihrer Gelbkopfamazonen-Freundin. Beide schmusten und schenkten sich Partnerfutter. Sehr lieb. Auf den Fotos kann man sehen, dass Pythagoras beringt ist.

In dieser Ecke flattern immer einige Hausrotschwänze. Sie ärgern mich, indem sie immer wieder ganz nah und frei sitzen bleiben aber total gegen das Licht. Wenn ich endlich in einer guten Position bin, fliegen sie weg. Heute gab es aber ein nettes Weibchen, das einverstanden war, dass ich von ihm ein Porträt machte...:-)




In einer kleinen Esche, die in der Nähe steht, baute eine Ringeltaube ihr Nest.


Der Distelfink pickt jetzt gerne Grassaat in den ungemähten Wiesen.


Ein Eichhörnchen in der Nähe des Pumpsees verspeiste in der Wiese eine Ahornfrucht nach der anderen und ließ sich gar nicht von meiner Kamera stören.




Diese zwei Hörnchen sahen etwas jünger aus:



6.Juni 2013

Wieder um sechs Uhr war ich im Park. Die Amazonen waren diesmal nicht zusammen in einem Baum sondern überall verstreut und kreischten aus verschiedenen Richtungen, so dass ich mal nach links mal nach rechts herum marschieren musste. Der Halsbandsittich war wieder dabei.

Die junge Gelbkopfamazone:




eine erwachsene Gelbkopfamazone:



und die Blaustirnamazone, noch ein bisschen müde frühmorgens:

Manfred hat diese Blaustirnamazone "Pythagoras" getauft...:-), weil seine Bekannte, eine Pianistin, auch zu Hause eine Blaustirnamazone (im Käfig, leider) hat und deren Name "Sokrates" ist.


Am Pumpsee war nichts Neues. Die ersten sechs jungen Bläßhühner von diesem Frühling sind schon ziemlich groß geworden. Sie haben nicht mehr ihren dem Obst "Rambutan" ähnlichen roten Haare. Trotzdem werden sie weiter sorgfältig von ihren Eltern gefüttert.

leckerer Algensalat...

Man sieht wie die Zwergtaucher winzig sind im Vergleich zum Bläßhuhn-Küken.



In dem lezten Specht-Nest, das ich kenne, wird das Junge auch bald flügge. Vielleicht sehe ich ihn jetzt zum letzten Mal... Viel Glück dann ! In der Welt ist es heute nicht leicht für die Tiere zu überleben, besonders mit Stuttgart 21.

Eine Dohlenfamilie in der Platanenallee.


Am Schluss sah ich noch ein Turmfalken-Männchen. Ein Falkenpaar hat wahrscheinlich in einer großen Platane inmitten der Wiese gebrütet. Man hat oft dorther ihren Ruf gehört.


Noch auf dem Parkplatz vor der Wilhelma sah ich einen Falken kreisen. Als ich das Bild zu Hause auf dem Bildschirm vergrößert hatte, hatte ich einen Schreck gekriegt. Der Falke hatte eine junge Blaumeise zwischen seinen Krallen und war dabei sie schon in der Luft zu verspeisen...



Auch die Rabenkrähe hat eine schöne Malzeit genossen... Tja, das Leben ist gar nicht leicht, auch schon ohne Stuttgart 21 !





5.Juni 2013


die Holzbrücke, die abgerissen werden soll, und das Schloss Rosenstein

Um sechs Uhr war ich schon im Park angekommen. Herrliches Morgenlicht !
In dem Gebüsch am Hang rannten zwei Eichhörnchen hintereinander her. Sicher ein Männchen, das Frühlings-Gefühle hat, hinter einem Weibchen.




Das Weibchen will nicht so richtig...
Diese Ecke soll wegen Stuttgart 21 komplett abgeholzt werden. Es ist kaum zu fassen.

Da ich das Specht-Nest im Unteren Schlossgarten nochmal prüfen wollte, ging ich zunächst Richtung Schloss Rosenstein. Von einem hohen Baum neben dem Schloss sah ich einige Blätter wie Schneeflöckchen fallen. Gut versteckt im Laub konnte ich einige Amazonen beim Frühstücken entdecken. Sie sind trotz ihres bunten Gefieders unglaublich gut getarnt.


Zunächst waren sie vier, später kamen noch mehrere dazu. Insgesamt waren sie ca. zehn. Einige von ihnen hatten nur ganz wenig gelbe Farbe im Gesicht: eine Gruppe von Jungvögeln, vermutlich vom letzten Jahr.







Allerdings ist die Systematik der Amazonenarten sehr irreführend. Ich wunderte mich schon lange, dass es in Wikipedia keinen deutschen Artikel über die "Gelbkopfamazone" bzw. "Amazona oratrix" gibt. Im englischen Artikel steht, dass diese Art "a taxonomic headache (ein taxonomisches Kopfweh)" verursacht und dass die Experten unterschiedlicher Meinung sind. Die bei uns als "Gelbkopfamazone" bekannte "Amazona oratrix" ist manchmal mit einer anderen Art, die Gelbnackenamazone (Amazona auropalliata), als eine Unterart der Gelbscheitelamazone (Amazona ochrocephala) eingeordnet. In diesem Fall wird ihr wissenschaftlicher Name "Amazona ochrocephala oratrix".


Seite aus dem amerikanischen Vogelbuch "Sibley"

Auf dieser Seite findet man auch eine Erklärung über die Systematik der Amazone. Ich bin keine Ornithologin und habe keine Ahnung von den biologischen und genetischen Eigenschaften dieser Arten. Dennoch finde ich wichtig diese drei Arten zu unterscheiden, denn der Bestand-Status der Gelbkopfamazonen (Amazona oratrix) sowie der Gelbnackenamazonen (Amazona auropalliata) ist sehr gefährdet so dass sie auf der internationalen Roten Liste stehen. Das ist bei den Gelbscheitelamazonen (Amazona ochrocephala) nicht der Fall.



Gelbkopfamazone (Amazona oratrix)

Eine Unterart bedeutet innerhalb einer Art, dass lokale morphologische Unterschiede bestehen. Die Kohlmeise (Parus major) hat zum beispiel in Japan keinen gelben sondern einen weißen Bauch. Als ich an meinen Vater schrieb: "unsere Kohlmeisen im Garten mit ihrem leuchtenden gelben Bauch", bekam ich die Antwort: "Was schreibst du da ? Es gibt doch keine Kohlmeise mit gelber Farbe!" In der Tat habe ich gelernt, dass viele japanischen Vögel anders aussehen als ihre europäische gleiche Art, da sie lokale morphologische Eigenschaften entwickelt haben. Die europäische Kohlmeise hat den wissenschaftlichen Namen: "Parus major major". Wenn die zwei hinteren lateinischen Namen in einem wissenschaftlichen Namen gleich sind, handelt es sich um eine sogenannte "Nominatart". Der wissenschaftliche Name der japanischen Kohlmeise heißt "Parus major minor". Der dritte Name minor zeigt, dass es sich um eine Unterart der Nominatart Parus major major handelt.


links: Kohlmeise in Japan (Unterart "Parus major minor")
rechts: Kohlmeise in Stuttgart (Nominatart "Parus major major")


Jetzt kommt eine weitere Konfusion bei den Amazonen. Auf der Seite Papageien vor der Haustür kann man folgendes lesen:

"1984 tauchte eine freilebende Gelbstirnamazone auf dem Gelände des Stuttgarter Zoos Wilhelma auf. Sie suchte Kontakt zu den in Käfigen gehaltenen Papageien. Die Tierpfleger begannen dieses Tier zu füttern und ließen im Frühsommer 1985 eine Gelbstirnamazone frei, damit der Vogel einen Kumpanen habe. Dieser Vogel hatte zufällig das richtige Geschlecht. 1986 fand die erste Brut statt und heute leben ca. 30 Tiere in Stuttgart. Anzutreffen sind sie besonders im Zoo und dem angrenzenden Rosensteinpark. Zwei Unterarten, Doppelgelbkopf Amazone (Amazona ochrocephala oratrix) und Gelbkopfamazone (Amazona ochrocephala belizensis), kommen im Park vor, wobei Amazona ochrocephala oratrix überwiegt (vgl. Hoppe)."

Wer ist die "Doppelgelbkopfamazone" ??? In diesem Text ist die Gelbkopfamazone, die wir kennen mit viel Gelb im Gesicht, als Unterart der Gelbstirnamazone bezeichnet (Amazona ochrocephala oratrix). Ich trenne aber die "oratrix" von der "ochrocephala", wie es heute üblich geworden ist. In diesem Fall wird die "Amazona ochrocephala belizensis" "Amazona oratrix belizensis" benannt, das heisst Unterart von "Amazona oratrix". Diese Unterart kommt in Belize (Brasilien) vor, hat weniger gelbe Farbe im Gesicht und besitzt einen grauen Augenring. Um diese Belize-Unterart von der Nominatart zu unterscheiden wird manchmal für die Nominatart, also die Art, die wir im Park sehen, der Name "Doppelgelbkopf Amazone" benutzt da sie mehr gelbe Farbe hat. Ein bisschen wie Doppelter-Espresso oder Double Cheese Burger...

Ich werde trotzdem weiter den Namen "Gelbkopfamazone" für die Amazona oratrix oratrix verwenden, weil er bei uns so familiär geworden ist.


Auf diesem Foto kann man eine junge Gelbkopfamazone (rechts), eine erwachsene Gelbkopfamazone (Mitte) und einen Hybrid-Vogel sehen.




Die Blaustirnamazone war auch wieder in seiner Platane.

Ich habe die letzten Tage einfach begeistert über die Taxonomie der Amazonen geforscht, bis dass ich auf diesen Artikel in Wikipedia stieß und wie versteinert blieb... :

"Im Jahr 2011 wurden in Stuttgart von Mitarbeitern des Stuttgarter Naturkundemuseums 5-8 Brutpaare bzw. 45 Exemplare rund um den Schlossgarten gezählt. Das erste Tier der einzigen frei lebenden Population außerhalb Amerikas war im Jahr 1984 festgestellt worden. Es wird eine Höhlenkonkurrenz mit Dohle, Hohltaube und Star und eine Nahrungskonkurrenz mit heimischen Vogelarten vermutet. Es wird für Deutschland eine Beseitigung (Fang) dieser außereuropäischen Art gefordert."

Wenn hunderte von alten Höhlenbäumen, wo nachweisbar Hohltauben und Stare gebrütet haben, abgeholzt wurden/werden sollen, kommt kaum ein Veto von Naturwissenschaftlern. Aber wenn eine "außereuropäische Art" ein paar Bruthöhlen von heimischen Arten klaut, wird gefordert sie zu beseitigen ! Ich bin sprachlos... Was wollen sie eigentlich schützen ???

Weitere Fotos des Tages:


Zwergtaucher


Teichhuhn


Mönchgrasmücken-Weibchen

Übrigens sind die Buntspechte im Unteren Schlossgarten sowie die Grünspechte im Rosensteinpark mit ihrer Brut fertig. Beide Nester standen leer.



4. Juni 2013


endlich wieder ein Falter: ein Grünader-Weißling


Das Buntspecht-Junge im Unteren Schlossgarten guckt jetzt ganz neugierig aus dem Nest raus.
Als ich unter der Platane stand, wo das Nest sich befindet, erzeugten beide Altvögel laute Warnrufe, dass ich zunächst gedacht habe, dass sie über mich schimpften. Tatsache war, dass eine dicke Krähe in der nebenstehenden Esche saß. Der junge Specht schimpfte von seinem Nest mit und der ganze Specht-Rufchor klang nervend wie ein Tinnitus. Die Eltern versuchten noch dazu durch Sturzflug die Krähe wegzujagen. Diese sah aber nicht sehr beeindruckt aus.


Rabenkrähe


Der Buntspecht-Vater sieht schon sehr gestresst aus...



Als die Krähe endlich mit einem "Kroaaa" lässig wegflog, wurden die Eltern-Spechte ruhiger und brachten wieder Futter ans Nest.



Der Baumläufer, der in der Natur in einer Baumspalte oder hinter loser Rinde sein Nest baut, hat diesen Nistkasten mit einer speziellen Öffnung angenommen.

Am Quellteich jagte ein Graureiher Fische, dabei stand er inmitten einer Fontäne. Interessante Jagdtechnik...



Eichhörnchen: Was machst du da ?


Die Stieglitze sind in beiden Parks, Schlossgarten und Rosenstein, sehr häufig, und ich habe endlich einen kooperativen getroffen...:-)


Ein Rotschwanz-Paar brütet unter dem Dach des Schlosses. Hier das Weibchen.


Es sendet einen SOS Alarm: "Hilfe, unser Park ist gefährdet!"
In der Türkei geht jetzt ein großer Teil der Bevölkerung für den Erhalt des Gezi Parks auf die Straße... Warum sind die Menschen bei uns so gleichgültig ?
Die Bedrohung des Rosensteinparks durch Stuttgart 21


Der Grünspecht-Nestling betrachtet skeptisch die Außenwelt. Die Grünspechte sind deutlich empfindlicher gegen Störung als die Buntspechte, so dass ich nicht zu lang da blieb.


Eine Kleiber-Familie hinter dem Pumpsee.


Am Pumpsee sind weitere Teichhühnchen geschlüpft.

Und da ist er schon wieder !
Übrigens von den drei Teichhuhn-Küken im Schwanensee ist nur eins übrig geblieben...

Gabi, die sich um die Tiere im Park kümmert, hat mir einige Informationen und Korrekturen über die Schwäne geschickt. Die Schwanenmutter der sieben Kinder heisst "Purzelchen" und nicht "Pumpelchen"...:-)
Sie ist die Tochter von "Lady", die lange im Pumpsee mit "Henry" lebte, und letztes Jahr gestorben ist. Purzelchen war heute wieder mit ihrem Gatten "Zeus" und den sieben Kindern im Unteren Schlossgarten im Schwefelsee. "Zeus" und "Purzelchen" sollen 2010 im Mittleren Schlossgarten am Café Nil gebrütet haben, dazwischen im Schwanensee und dieses Jahr wieder am Café Nil.


"Zeus" (vorne) und "Purzelchen"

"Zeus" ist durch seinen dicken Schnabel langsam auch für mich erkennbar.


Das junge Weibchen "Susa" ist tatsächlich die Tochter von Purzelchen also das Enkelkind von "Lady". Viele Tiere mögen nicht, dass ein direkter Nachwuchs in der Nähe der Eltern bleibt, daher auch vielleicht der Streit zwischen beiden Familien. Manche sagen, dass der Park groß genug sein, und, dass auch wenn ein Teil abgeholzt wird, werden die Tiere woanders im Park einen neuen Platz finden. Tatsache ist, dass der Park schon voll bewohnt ist. Es ist wie bei den Menschen, die durch einen Tsunami ihr Haus verloren haben. Sie können nicht zum nächsten Haus gehen und dort wohnen. Da wohnt ja schon jemand.
Gabi schrieb mir auch, dass ein Junges vom Zeus vor zwei Jahren von einem Hund totgebissen wurde. "Es gibt Hundehalter die einen Spaß daran haben." Unglaublich...
Hier habe ich eine Karte des Parks eingestellt:




3. Juni 2013


Es ist Juni und das Wetter wird nicht besser... Die Sonne, die von der Wettervorhersage versprochen war, war nirgendwo zu sehen. Die Temperatur betrug nur 12°.



Das Eichhörnchen hat immer noch seine Winter-Ohrhaare, wie ich meine Winter-Handschuhe und Schal.


Ein Buntspecht pickte an einer Schwarznuss. Man braucht Energie.

In einer Platane neben dem Spielplatz fütterte sich ein Paar Gelbkopfamazonen, indem sie Futter aus dem Hals würgten. Das vermutliche Weibchen (rechts) hat weniger gelbe Farbe im Gesicht und scheint noch jung zu sein.







Ein Kohlmeisen-Vater suchte nach Futter für seine Jungen in der ungemähten Wiese.


Vor dem Schloß Rosenstein flatterte die Blaustirnamazone von Baum zu Baum, dabei krächzte sie laut. Diese Amazone befindet sich sehr oft in diesem Bereich, aber ihr Partner, eine Gelbkopfamazone, hat seit einiger Zeit sich nicht mehr gezeigt. Kann das sein, dass sie in einer Baumhöhle gerade brütet? In ihrem Heimatgebiet in Mittelamerika brüten die Gelbkopfamazonen zwischen Februar und Juni. Sie sind monogam und gehen eine Partnerschaft fürs Leben ein. Ihn einer Baumhöhle legen sie zwei bis drei Eier, die vom Weibchen ausgebrütet werden, während das Männchen Futter für das Weibchen und später für die Jungen bringt. Durchschnittlich wird aber nur 0,5 Junge pro Nest flügge. (Quelle)

Bei uns hat die Blaustirnamazone den gleichen Ruf wie die Gelbkopfamazone. Ich interessierte mich, wie ihr ursprunglicher Ruf ist.

- Hier ist ein Link zu einem Blaustirnamazonenruf, der in Brasilien aufgenommen wurde:
Amazona aestiva
- Für die Gelbkopfamazone gab es nur eine Aufnahme, die in Mexiko gemacht wurde:
Amazona oratrix

Beide Amazonen haben eine ähnliche raue Stimme dennoch mit unterschiedlichem Ausdruck. Da beide Arten in der Gefangenschaft bekannt sind für ihre Fähigkeit die menschliche Sprache nachzuahmen, war es sicher für sie kinderleicht einen ähnlichen Ruf zu lernen. Der typische Ruf der Stuttgarer Amazonen ist leicht anders als bei den Aufnahmen. Sie haben vielleicht ihren eigenen (schwäbischen?) Dialekt entwickelt. Hier unsere Amazone beim Rufen:




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